NULLARBOR

Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Dienstag, 25.10.2016 12. ETAPPE Swan Hill to Ouyen

12. ETAPPE: Swan Hill - Ouyen

Habe gestern Abend noch lange fieberhaft an Organisation und Weiterplanung gearbeitet. Fakt ist, nach Swan Hill gibt es kaum mehr Übernachtungsmöglichkeiten. Nächste Etappe wäre Managatang gewesen - keine Unterkunftsmöglichkeit, weil ausgebucht für die nächsten Tage. Nächste ETAPPE Underbool, ausgebrannt, dort wird nur noch der Pubbetrieb aufrechterhalten. Danach käme dann Pinnaroo, dort gibt es mehrere Unterkunftsmöglichkeiten.

Das nächste Problem kommt nach Pinnaroo. Danach gibt es gar nichts mehr, bis fast nach Adelaide. An Zelten ist nicht zu denken, da die Nächte immer noch kalt und weite Flächen überflutet sind. Habe den australischen Frühling völlig unterschätzt. Überlege nun wie ich möglichst rasch nach Adelaide ans Meer komme, wo ich mir doch ausgeglichenere Temperaturen erhoffe.

Heute habe ich wieder einmal mächtig Glück gehabt. Durch wieder einen Zufall habe ich einen Australier kennengelernt, der im selben Motel untergekommen war, wie ich. Der stand zeitgleich mit mir an der Rezeption zum Bezahlen. Er wollte wissen, wohin es heute bei mir geht. Ich erzählte ihm, dass ich nach Manangatang wolle, aber dort noch keine Unterkunft hätte. Er empfahl mir nach Ouyen zu fahren, dort gäbe es unzählige Unterkünfte. Das wusste, ich, nur nach Ouyen sind es schlappe 150 km. Geben meine Beine das her? Und vor allem wenn das gutgeht bis dahin, wie geht's dann weiter? Hatte mir schon überlegt, nach Norden oder Süden auszuweichen, habe jedoch keine Lösung gefunden.

Peter, fand das total witzig, dass er den gleichen Vornamen trug wie ich, er hatte die Lösung. Er musste für seine Firma Pakete nach Lake Tyrrell ausliefern. Bis dahin könne er mich mitnehmen. Ich könnte in Sea Lake übernachten und anderntags nach Ouyen weiterfahren. Ich wusste zwar nicht wie es dannach weitergehen würde, aber ich habe hier gelernt, die Dinge auf mich zukommen zu lassen und dann nach Lösungen zu suchen. So saß ich Minuten später bei Peter im Wagen und der fuhr mit stetigen 110 km/h Stunde in Richtung Nordwesten nach Lake Tyrrell. Der Salzsee, der in der Regel im Sommer komplett austrocknet, ist bis zum Rand gefüllt. Das Wasser reicht bis an die spärliche Vegetation. Der See wird industriell genutzt zur Herstellung von Speisesalz und für die vielen australischen Salzwasser Swimmingpools.

Peter lieferte seine Pakete ab und ich bepackte mein Fahrrad mit meinen Satteltaschen. Ein kurzes "Bye, mate have a save ride" and "thanks for driving me" und weg war er, verschwunden in einer Staubwolke und da war es wieder, das sch.... Gefühl der Einsamkeit. Also rauf aufs Rad und Gas geben. Liedlein pfeifen, auch wenn es sich noch so grausig anhört, keine schweren Gedanken aufkommen lassen und Kopfkino einschalten. Es waren immerhin noch 78 km bis Ouyen auf langen geraden Straßen mit kleineren Hügeln, sogenannten "rolling hills". Unterwegs immer wieder erschreckend, wenn dann doch trotz Rückspiegel ein Auto oder Truck neben einem auftaucht und mit großer Geschwindigkeit vorbeirauscht. Die Roadtrains waren bisher das geringste aller Probleme. SIe wechseln in der Regel schon sehr lange vorher die Spur und schieben soviel Wind vor sich her, dass man als Radfahrer einen beschleunigenden Schubs erhält. Erleichterung dann wie immer, als die Stadt erreicht war. Zurück unter den Menschen.

Wurde von Phill und Kate bereits erwartet und herzlich begrüßt. Beide sind deutscher Abstammung. Ihre Großväter waren nach Australien ausgewandert und begannen hier als Farmer. Jeder Eingewanderte bekam in Victoria 200 Acres Land zugesprochen, das sind rund 800 000 qm bzw. 80 ha. Heute hat eine durchschnittliche Farm 2000 bis 3000 Acres. Das sind gigantische Flächen, die mit ebenso gigantischen Maschinen beackert werden.

WIr haben uns gleich von Beginn an so gut verstanden, dass wir uns zum gemeinsamen Abendessen im RSL-Club verabredeten. Dort tauschten wir gegenseitig unsere Lebensgeschichten aus.

Kommentare (2)