NULLARBOR

Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Mittwoch, 26.10.2016 13. ETAPPE Ouyen - Pinnaroo

13. ETAPPE Ouyen - Pinnaroo

Der Wecker rappelte früh. 05.00 Uhr das ist sehr früh. Hatte das Gefühl als hätte ich eigentlich gar nicht geschlafen. Dabei bin ich um 23.00 Uhr zu Bett und war sehr schnell weg, traum- und albtraumlos, bis dieses unangenehme Weckgeräusch mich aus dem Schlaf riss. Kaum wach pfiffen die ersten Whatsapps ein. Der Sohn wollte wissen wie es geht, was ansteht, die Tochter wünschte mir Rückenwind und besseres Wetter und ich würgte nebenbei das Continentalfrühstück hinunter: Haferflocken, Joghurt und Milch, dazu ein aufgebrühter Kaffee, bei dem ich mir täglich erneut das Maul verbrühe. Dann schnell die Taschen packen, nichts vergessen, nichts übersehen, am besten überall nochmal durchgehen und raus.

Stehe 10 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt. Typisch deutsch denke ich noch, der Aussie wird sich bestimmt um eine halbe Stunde verspäten. Richtete mich insgeheim auf 07.00 Uhr ein. Doch Punkt 06.00 Uhr war er da. Jim, 63 Jahre, die Frau Lehrerin, immer noch im Dienst, er arbeitet von 05.Uhr bis 13.00 Uhr und ist total zufrieden mit seinem Leben. Er möchte nie nach Europa, er liebt sein Land und er erfüllt seinen Job mit einer Leidenschaft die bewundernswert ist.
Er darf nie krank sein, denn niemand (außer nun mir) kennt seine Tour. Er versorgt alle Menschen, Läden, mit Zeitungen, Post und Paketen. Fährt er nicht, gibt es keinen Ersatz. Die Zeitungen bleiben aus, die Pakete können mit Hilfe von GPS ausgeliefert werden. Jim braucht kein GPS er kennt alle Shortcuts, die kein GPS-Gerät auf dem Schirm hat. Manche Zeitungen sind in Folie verpackt, die werden einfach nur an bestimmten Plätzen hinausgeworfen, Post kommt in Sammelkästen, die teilweise verschlossen sind. Ich habe es nicht einmal erlebt, dass Jim den falschen Schlüssel in der Hand hatte, teilweise ging er in Gebäude hinein, natürlich wieder mit einem seiner Schlüssel, so lieferten wir 4 Kisten Wein an eine kleine Schule in Underbool. "Teachers need the spirit", so Jim.? Etwa 10 km vor Pinnaroo verließ Jim den Highway nach rechts über eine Dirtroad erreichten wir ein völlig veraltetes Gehöft. 6 Hunde kamen uns entgegen und ich sagte noch zu Jim: "Jim be careful the dogs look hungry ". Jim lachte stieg aus, ich beobachtete die Szenerie und stiefelte dann hinterher. In einer Halle so groß wie 3 Garagen nebeneinander, aber doppelt so hoch, sah ich jemanden unter einem Mähdrescher liegen und schweißen. Jim redete mit ihm, ohne dass der seine Arbeit unterbrach. Von dem was die beiden redeten verstand ich nur Bruchteile. Irgendwann kroch der Schweißer unter seinem Vehikel hervor und drückte uns die Hand. Mann dachte ich, langsam dürftest du auch mal an Rente denken. Später klärte mich Jim auf: Der Alte ist 93 Jahre alt und ist der Einzige, der ältere Geräte reparieren kann. Wahnsinn ich hatte ihn auf 70 geschätzt. Irgendwann erreichten wir Pinnaroo. Ich war Jim so dankbar für das was ich mit ihm erleben durfte und wollte mich erkenntlich zeigen. nein er wollte kein Geld kein 2. Frühstück, zu dem ich ihn gerne eingeladen hätte. Nein er musste zurück er hatte seinen Job und er freute sich ,dass er Unterhaltung hatte. PEOPLE IN THE OUTBACK ARE REALLY SPECIAL. I love them.

Ich kam gegen 12.00 Uhr in Pinnaroo an, suchte eine Unterkunft und fand sie auch. Ansprüche darf man jetzt nicht mehr stellen. Das Quartier ist trocken, windgeschützt und das ist alles was ich suche. Habe unter dem Kopfkissen ein Tierchen entdeckt, das man da nicht unbedingt haben möchte. Aber auch das arme Tier hat ein warmes Plätzchen gesucht. Wer kann es ihm verdenken.
Habe es herzlos an die frische Luft gesetzt. 

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