NULLARBOR

Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Freitag, 11.11.2016 20. ETAPPE Adelaide - Nullarbor

20. ETAPPE Adelaide to Nullarbor

Sitze im INDIAN PACIFIC habe ganz viel Zeit, genieße den Ausblick durch die Panoramafenster - sieht schon sehr nach Nullarbor aus, ist es aber noch nicht. Bin seit 40 Tagen unterwegs, Zeit für ein Fazit. aber eins nach dem anderen, erstmal will ich erzählen, was sich seit meinem letzten Eintrag zugetragen hat. Anne hat recht, es ist schon ein Weilchen her, seit meinem letzten Bericht. Vielen Dank Anne für dein Interesse.

Habe mich von Moana losgerissen, dort kalte Nächte erlebt, dafür aber wunderschöne Tage. Habe den Berg etwas gefürchtet, der sich zwischen Moana und Adelaide erhebt. Ich wusste nicht, ob der Muskel meiner linken Gesäßhälfte hält oder sich schmerzlich wehrt. Hatte die letzten Tage immer wieder Schmerzen, auch in der Nacht und deshalb mir etwas Schonung anbefohlen. Der Muskel hielt, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich von Sabine auf eine alternative Strecke aufmerksam gemacht wurde. Die Strecke, ein reiner Radweg, wie ich mehrere um Moana herum kennengelernt habe, führt direkt nach Adelaide hinein und ist eine ehemalige Eisenbahnstrecke, die sehr gleichmäßig ansteigt und ebenso fällt. Also keine extrem steilen Rampen aufweist, die so tierisch in den Beinen brennen. Dafür war die Strecke etwas länger, aber das nahm ich gerne in Kauf.
Gegen 15.00 Uhr erreichte ich das Granada Motel, in dem ich schon einmal untergekommen bin.

Am nächsten Tag unternahm ich nochmals ausgiebige Touren ins Zentrum Adelaides, hatte mich an den Verkehr zwischenzeitlich gewöhnt und machte mich nachmittags auf zur Parkland Railway Station, die heute etwas mehr busy war, als sonst. Peter erkannte mich sofort wieder und wickelte meinen Check-In umgehend ab. Hatte mein Fahrrad los und sämtliches Gepäck aufgegeben. Schön, wenn man sich um nichts mehr kümmern muss. Prompt, habe ich meine Tickets für den Indian Pacific auf dem Tisch in der Cafeteria liegen lassen. Spurtete trotz lädierter Arschbacke zurück und fand die Tickets unverändert an ihrem Platz. Gott sei Dank.

Um 17.00 Uhr wurden alle Fahrgäste von Adelaide mit Ziel Perth zum Dinner in Jolly's Boatshouse kutschiert, eine sehr gute Adresse. Alles war im Preis inbegriffen: Vorspeise, Hauptspeise, Desert und sämtliche Getränke. Gegen 20.00 Uhr, wurde die gesamte Gesellschaft, manche schon in heiterer Stimmung, abgeholt und zum bereitstehenden Zug transportiert.

Jeder Passagier wurde zu seiner Kabine geführt. Meine Kabine (Einzelkabine) ist knapp 3 qm groß, enthält einen Sitz, einen Tisch und ein Waschbecken. Dusche und Toiletten sind außerhalb. MIt nur einem Handgriff lässt sich der Sitz in ein Bett umwandeln, grade groß genug für Personen bis 1,90 m. Es gibt auch komfortablere Kabinen (Platin), die sind jedoch wesentlich teurer.

Habe die erste Nacht im Zug so gut wie gar nicht geschlafen. Alles in meiner Kabine hat gescheppert und geklappert. So kam es, dass ich Dinge miterlebte, die andere Gäste nicht mitgekriegt haben. Kurz nach Adelaide fuhren wir an einem Haus vorbei, das komplett in Flammen stand. Wenige Stunden später, blieb der Zug plötzlich stehen. Wie lange er stand weiß ich nicht, denn währenddessen war ich eingeschlafen.

Nun zum Fazit nach 40 Tagen:
Ich bin des Öfteren nun angeschrieben worden, wie ich mein Projekt einschätze, ob ich es als gescheitert bewerte.
Ja, mein Projekt ist gescheitert!!!
Ich hatte vor, die gesamte Strecke ausschließlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Das ist mir definitiv nicht gelungen. Ich habe nicht nur mich überschätzt, sondern auch die klimatischen Bedingungen hier in Australien unterschätzt. Ich war und bin in der falschen Richtung unterwegs, hatte bislang nur massiven Gegenwind, sehr kalte Nächte und Regen.
War ständig nur alleine unterwegs, habe niemanden getroffen, mit dem ich mich hätte zusammentun können. hatte etliche kritische Momente auf der Straße (Beinahberührungen mit allen möglichen Fahrzeugen) und vor allem das Erlebnis mit den Krämpfen. Ja, ich bin zu alt für derlei Belastungen, die Muskulatur benötigt Magnesium, das verursacht in den Mengen die ich brauche Durchfall, dabei verlier ich wieder zu viel Wasser und, und, und... .

Auch psychisch habe ich mehr und mehr Probleme. Es fällt mir zunehmend schwer mich morgens mutterseelenallein aufzumachen, diese ewige Einsamkeit zwischen den Etappen zu erleben, nicht zu wissen, machen die Beine weiter mit, bleib ich von Pannen, Stürzen und Unfällen verschont, finde ich wieder ein Platz für die Nacht?
Bernadette hat mir geschrieben:"... Wir finden es super, dass du schon so weit gekommen bist. Wäre doch schade nur Mühsal zu erleben, Zeit dass du auch mal zum Genuss kommst! ......"
Danke Bernadette für diese Worte, sie haben mir die Entscheidung sehr erleichtert. Ich habe bis jetzt etwa ein Drittel meines Vorhabens geschafft, hatte Interessantes und Spannendes erleben dürfen, liebe Menschen kennengelernt und neue Freunde gewonnen.

Nein, mein Ziel habe ich nicht geschafft! Aber ich bin deshalb nicht enttäuscht oder unglücklich.
Ich habe in einem früheren Kommentar einmal geschrieben, dass es mir nicht so sehr darauf ankommt, ob ich in Perth ankomme oder nicht, sondern dass es mir darauf ankommt, es probiert zu haben. Ich werde in Perth ankommen, aber nicht aus eigener Kraft. Ich weiß nun was geht und was nicht. Und ich werde meine Touren in Perth so planen, dass der "Genuss" nicht zu kurz kommt.

Noch etwas was mir sehr am Herzen liegt:
Liebe Margot, Danke, dass du alles bisher so mitgetragen hast. Noch nie in unserem gemeinsamen Leben habe ich erfahren müssen wie es ist, dich zu vermissen, wir haben ja immer alles zusammen gemacht. Jetzt kann ich dir sagen, dass ich dich sehr vermisse und ich weiß nun wie sehr ich dich l.... ?. Freue mich sehr, dich in Perth wieder zu treffen.

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