NULLARBOR

Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Freitag, 21.10.2016 9.ETAPPE Jerilderie - Deniliquin

 

9. ETAPPE Jerilderie - Deniliquin

Einmal mehr eine kalte Nacht. Habe aus dem Nebenbett, die Decke zu mir herübergezogen und dennoch gefroren. Heater war defekt, bekam deshalb einen discount von 5 AUD. Wusste ja nicht dass die Temperatur so fallen würde. Habe jedenfalls schlecht geschlafen und die Nacht um 06.30 Uhr beendet. Um ein bisschen warm zu werden, stellte ich mich unter die heiße Dusche. Dann schnell in die Klamotten, um die Wärme zu konservieren. Statt der Jeans, kam heute die Regenhose zum Einsatz. Der Tag war trübe und showers waren angesagt. NIcht mein Wetter. entsprechend missmutig machte ich mich auf den Weg. An der Rezeption des Motels winkte man mir noch zu und gab mir den Tip, bei der örtlichen Polizeistation nach den Straßenverhältnissen zu fragen, was ich auch tat. Vor dem Gebäude unterhielten sich gerade 2 Polizisten, die ich um entsprechende Auskunft fragte. DIe interessierten sich jedoch nicht so sehr für meine Frage, sondern vielmehr für mein Fahrrad. Wollten alles mögliche wissen, ob ich das von Deutschland mitgebracht hätte, was das in Deutschland kosten würde, wohin ich damit wolle und ach ja, was war das für eine Frage. Ach ja die Straßenverhältnisse nach CONARGO. Ja die seien schlecht für Radfahrer etliche knietiefe Überflutungen und ich solle über Finley fahren, sei sowieso kürzer - 2km. ?
Ich machte mich dann erstmal auf in die Bakery zum Frühstück: Flat-White and a Cheese-Sandwich und dann auf den Weg.

Das Fahrrad lief blendend, kaum Wind nur kalt war es noch. Doch mit zunehmender Fahrtdauer frischte der Wind zunehmend auf. Dennoch erreichte ich nach knapp 2 Stunden die Stadt Finley. Wunderschön gelegen an Fluss und See. Ich überlegte mir zu bleiben und morgen die ETAPPE zu vollenden. Doch dann hätte ich mein Vorhaben am Sonntag SWAN HILL und damit den Staat Victoria zu erreichen, nicht geschafft.

Also weiter, nochmals 58 km Gegenwind bis Deniliquin. Die Fliegen werden langsam lästig. Vielleicht bin ich zu langsam. Die Mistviecher setzen sich auf meine Brille, krabbeln in die Ohren lassen sich auch durch heftiges Schnauben nicht davon abbringen die Nasenlöcher zu untersuchen. Die, damit meine ich die Fliegen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht auf dem Schirm. Die sollten eigentlich erst in der Nullarbor-Region in Erscheinung treten. Hier gibts Wasser genug, was wollen die denn bei mir? Sobald man anhält entwickelt sich binnen Sekunden eine ganze Wolke um einen herum. Das Telefon klingelt es ist Baren von Urana, der mir seine Cottage vermietete. Er will wissen, wie es mir geht und wo ich mich befinde. Es tut ihm leid, dass seine Prognose, dass ich bis SWAN HILL Tailwind hab, nicht eingetreten ist. No worry, Barren, das haben die Meteorologen verbockt. Habe mich über seinen Anruf kolossal gefreut.

Da sich das Wetter gebessert hat, teilweise die Sonne herausgekommen ist, entledigte ich mich der Regenhose und der Regenjacke. Ein roter Holden älteren Baujahrs fuhr vorbei, bremste drehte um und fragte mich ob ich ein "blowout" hätte. Ich verneinte, bedankte mich und winkte ihm nach. Was ist das für eine Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität hier im OUTBACK. Auf meinem weiteren Weg, geht mir dieses Erlebnis nicht aus dem Kopf. Warum gibt es sowas nur hier? Hätte ich selbst, in dieser Einsamkeit mit Frau und Kind im Auto angehalten und gefragt ob ich helfen kann? Wohl kaum. Ich spüre, die Straße wird zu meinem Wohnzimmer. Roadtrains fahren vorbei, manche hupen, andere winken, manche zeigen den Daumen nach oben. Ein tolles Gefühl.

Trotzdem ist es jedesmal wieder schön, wenn man dann aus der Einsamkeit wieder in die Nähe einer Stadt kommt und weiß man hat wieder eine Etappe heil überstanden. Dann schnell an die Familie melden: Bin angekommen, alles ok. Bin heute nach 103 km angekommen, müde aber happy. Habe auch noch das Glück gehabt, hier in Deniliquin ein letztes Zimmer zu finden.

In diesem Zimmer gehts recht lebendig zu. Überall krabbelt und kratzt es. Habe bereits 2 Mäuse entdeckt. Draußen regnet es mal wieder in Strömen. Wahrscheinlich gehts den armen Mäusle wie mir. Ich mag den Regen auch nicht. Und wenn sie mich in Ruhe lassen, tue ich Ihnen auch nichts. Vorsichtshalber habe ich alle meine Satteltaschen zugeklebt. ?

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