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Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Mittwoch, 16.11.2016 PERTH

PERTH

Auf der langen Zugfahrt habe ich eine Menge Leute kennengelernt, sogenannte "grey nomads". Man kann sich leicht vorstellen, was damit gemeint ist. Das ist die etwas abfällige Bezeichnung der Australier für Ihre betagteren Landsleute, die quasi nomadisierend häufig mit Auto und Wohnwagen durch die Gegend ziehen und sich ihren Lebensabend versüßen. Im Grunde gehöre ich da auch dazu, nur mir fehlt sowohl das Auto, als auch der Wohnwagen. Dabei sind die meisten der Grey Nomads wesentlich jünger als ich. Manche sind schon seit 55 in Rente. In Australien geht man früher in Rente als in Deutschland, die meisten so zwischen dem 60. und 62. Lebensjahr. Anscheinend plant die australische Regierung das Rentengesetz neu zu regeln.

Viele dieser grauen Nomaden haben mich vor Westaustralien gewarnt: In Westaustralien gibt es viele Verbrecher, Autofahrer, die keine Radfahrer mögen und, und .... .
So abgerichtet machte ich mich auf den Weg nach Perth hinein und stellte fest, dass es hier mehr Radwege gibt, als sonst irgendwo. Die Autofahrer waren bisher mindestens so rücksichtsvoll wie an anderen Orten. Perth wirkt gepflegt und sauber, überall Grünanlagen, wo sich Menschen ausruhen, oder mit ihren Kindern spielen. Ich bin von der Stadt völlig begeistert und das nicht nur wegen dem schönen Wetter, das mir in Perth endlich gegönnt war. Temperaturen von 37 Grad empfingen mich, ein mächtiger Unterschied zu dem was ich bislang erlebt habe. Solche Temperaturen sind jedoch gut auszuhalten, weil auch hier die Luft sehr trocken ist, bzw.. bislang war.

Der Hammer ist der öffentliche Busverkehr. das System ist so einfach, dass es ein fremder wie ich innerhalb kürzester Zeit durchschaut hat. Buspläne sind überall zu erhalten und vor allem jede Fahrt egal wohin und wie weit, ist kostenlos und wird im 5 Minuten-Takt bedient - Wahnsinn. Da sollten sich unsere Kommunalpolitiker mal ein Beispiel nehmen. So ist auch der Verkehr in der Stadt nicht vergleichbar mit dem Verkehr in Sydney oder Adelaide.

Auf meinem Weg die Stadt zu erkunden, traf ich auch auf ein bayrisches Restaurant:BROTZEIT - das nahm ich wörtlich und bestellte mir Thüringer Würstchen mit Sauerkraut und Kartoffelbrei - ein wahres Gedicht, very delicious.

In der Zwischenzeit bin ich auf bike trails bis nach Cottesloe gekommen.Hier habe ich mich erstmals in einem Backpacker Hostel einquartiert. Das Zimmer, sehr klein, aber mit eigener Dusche und WC ist schon ziemlich heruntergewohnt. Aircondition und TV Fehlanzeige. Dabei ist es nicht einmal sonderlich billig. Es kostet genau so viel, wie das Kleinod in Moana. Handtücher, Wifi und Trinkwasser muss extra bezahlt werden. Dafür sind die Leute, denen ich hier begegne nett. Ich glaube ich genieße hier einen besonderen Status, weil ich hier mit Abstand der Älteste bin. Ständig werde ich angesprochen, eingeladen und um Rat gefragt. Manche der Jungs und Mädels hängen hier perspektivlos herum, wissen nicht mehr so richtig was tun, weil der Antrieb fehlt oder weil sie des Herumreisens müde sind, Heimweh haben, oder eine Freundschaft bzw. Liebschaft in die Brüche gegangen ist oder all das zusammenkommt. Alles was ich in der letzten Zeit so schmerzlich vermisste, wird mir jetzt fast schon wieder zu viel, zumal es sich bei den meisten um Wohlstandsproblematiken (Papa schickt kein Geld mehr) handelt.

Morgen jedenfalls werde ich die lieb gewonnenen Backpacker verlassen und evtl. bis Albany kommen, aber das mit allen Hintergründen dann zu späterer Zeit.      Gumtree UniversityofBackpacker room

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