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Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Donnerstag, 22.12.2016 SYDNEY 23.11. - 01.12.2016

SYDNEY vom 23.11. bis 01.12.2016

Ich war zurück in Sydney. Ich bugsierte meine riesige Fahrradbox  durch den Zoll und die Menschenmengen am Kingsford Smith Airport hinaus zu den Taxiständen.  Die Fahrradbox war für die meisten Taxis zu groß. Erst ein extra herbeibeordertes Großraumtaxi war in de Lage meine Riesenkiste zu transportieren. Ein überaus freundlicher Afghane chauffierte mich durch den chaotischen Feierabendverkehr. Er erzählte mir von den Zuständen in seiner Heimat. Er hatte in Camp Marmel für die Deutschen gearbeitet und konnte einige Brocken deutsch: "zack, zack", "Kartoffelbrei", "Drecksack" und "Sch...." waren deutsche Vokabeln die bei ihm haften geblieben sind. Er erzählte mir gräuliche Dinge aus seiner Heimatstadt Mazar-i-Sharif. Er ist froh hier in Australien leben zu dürfen und Arbeit gefunden zu haben. Er wohnt mit seinem Bruder zusammen in einem Vorort von Sydney und beide schicken die Hälfte ihres Einkommens nach Afghanistan zu den Eltern und Geschwistern die dort geblieben sind. Er erzählte lange, schaltete zwischendurch das Taxometer aus, dass es nicht so teuer für mich würde. Ein bisschen etwas Afghanisches ist ihm also doch erhalten geblieben. Ich könnte ihm ja etwas Trinkgeld geben. Das tat ich auch, als wir uns nach fast 2 Stunden endlich vor Richards und Martinas Haustür befanden.
RIchard befand sich gerade vor dem Haus und half sofort, die Fahrradkiste auszuladen und hinunter in die Garage zu schleppen, neben die alte Fahrradkiste, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Ein seltsames Gefühl der Erleichterung überkam mich, gesund und unversehrt vor all den Utensilien zu stehen, die ich aufgrund des Gewichtes hier zurückgelassen hatte. Ich erinnerte mich an Gedanken unmittelbar vor meiner Abreise, in denen ich mich fragte, ob ich all diese Dinge jemals wieder sehen würde. Nun die Treppen hinauf und da stand ich, in Martinas Küche. Ich war nicht der einzige Gast. Manu, Richards Nichte und Marco, ihr Lebensgefährte sowie Rainer, der Sohn von Richard und Martina mit Ehefrau und dem kleinen Enkel Christian und dann auch noch ich. Das Haus war gefüllt bis unter das Dach. Alle waren gekommen, um Richards 60. Geburtstag zu feiern.
Anfänglich hatte ich einige Schwierigkeiten im Umgang mit Manu. Sie hatte vor 5 Jahren ein Aneurysma im Kopf, das zu spät behandelt wurde. Sie hat Schwierigkeiten beim Sprechen und beim Gehen. RIchard hatte mir zuvor von ihrem Schicksal erzählt, ich hatte aber keine Vorstellung von der Tragweite ihrer Einschränkungen. Ich beobachtete wie Richard und Martina mit ihr umgingen. SIe wurde in alles eingebunden, ich wollte sie entlasten, Martina und Richard ließen sie gewähren, auch wenn es mühevoll war und sie länger brauchte. Ihre Einschränkung wurde nicht ständig angesprochen aber auch nicht tabuisiert. So nach und nach fand auch ich den richtigen Umgang mit ihr und inzwischen sind wir so sehr vertraut, dass wir uns gegenseitig versprochen haben, den Kontakt in Deutschland nach meiner Rückkehr weiter zu pflegen.

Ab dem 23. haben wir dann nur noch gefeiert. Am 23.11. Richards Abschied von den Fifties, am 24. seinen 60. Geburtstag im kleineren Kreis und am 26. im großen Kreis mit 42 Gästen. Höhepunkt des Festes war ein Film von Manu in dem sie Filmbeiträge von allen Freunden, Verwandten und Bekannten verarbeitet hat. Insgesamt ein tolles Geburtstagsfest, mit vielen alten Bekannten und neuen Kontakten. UND großes Kompliment an die Hauptakteurin Martina, die die Versorgung der 42 Gäste fast im Alleingang gestemmt hat. Die arme Frau verbrachte zuvor Tage in der Küche mit Vorbereitungen.

Haben von Sydney aus etliche Ausflüge unternommen. RIchard führte uns (Manu, Marco und mich) in die Blue Mountains an Plätze wo kaum ein Tourist hinkommt. Wir besuchten ein altes Eisenbahntunnel in dem Abertausende von Glühwürmchen ein einzigartiges Lichterketten-Schauspiel veranstalten. Die Glühwürmchen sind in Wirklichkeit eigentlich Larven einer Mücke, die zu Nahrungszwecken durch ihr Leuchten andere Insekten anlockt. Sie leuchten, weil sie Hunger haben - je größer der Hunger, desto heller leuchten sie.
Auf diesen Ausflügen habe ich bemerkt, dass mein linkes Bein sich durch Tabletten und Übungen langsam zu bessern scheint. Kann inzwischen wieder 2-3 km schmerzfrei gehen.

RIchard will einige Tage nach Jindabayne. Er bietet mir an mitzugehen. Eine großartige Gelegenheit, mal wieder in die Snowy Mountains zu kommen. Bin total begeistert von der Idee und freue mich.

 Birthday party  Glow worm tunnel Blue Mountain track

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