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Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Montag, 17.10.2016 5. ETAPPE Yass - Gundagai

5. ETAPPE Yass Gundagai

Wollte eigentlich weiterfahren, die Beine waren gut, das Wetter schien nicht schlecht, also war alles klar. Beim Frühstück dann die schlechte Nachricht, alle Motels bis einschließlich Gundagai ausgebucht. Einzige Möglichkeit ab Sonntag CURCHHOUSE in Gundagai. Also bleiben. Nun was tun mit soviel Freizeit? Erstmal am Fahrrad die Reifen kontrolliert, die Kette gereinigt und geölt, Lenkergriffe nachgezogen usw.. Dann kam eine whatsapp-Nachricht von der Tochter:"Mach viele Bilder". So kam es, dass ich mein Radel geschnappt habe, und losgedüst bin. Nach kurzer Zeit entdeckte ich den Yass River an dem ein Radweg und später eine kaum befahrene Straße entlangführt. Und weil das Wetter so schön, die Umgebung so eindrucksvoll und das Fahrrad so ganz ohne Gepäcktaschen wunderbar leicht war, stand ich irgendwann vor einem Schild CANBERRA 30 km. Schnell umdrehen und zurück, bevor es dunkel wird. Jetzt verfahren, wäre gemein gewesen. Hatte den Garmin nicht dabei, so dass eigentlich fast nichts schief gehen konnte. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war ich wieder zurück. Das Nachtessen in dem Motel war fantastisch. Der Director stellte sich mir vor. Er hatte mitgekriegt, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und erzählte mir, dass er selber ein leidenschaftlicher Radfahrer wäre, aber nur Rennrad fahre. Er gab mir die neueste Wetterprognose, die er stündlich auf den Rechner bekommt, um die Ankunftszeit seiner Gäste abschätzen zu können. DIe Prognose war nicht gut für den nächsten Tag. Noch ließ ich mich davon nicht beeindrucken, doch in der Nacht arbeitete es an mir. Was ist wenn...? Konnte die Gedanken bald beiseite schieben und ruhig schlafen. Erst mal sehen was der Morgen bringt.
Der nächste Morgen begann , die Sonne schien und es war längst nicht so kalt. Beim Frühstück trat der Director erneut mit schlechten Nachrichten an mich heran: Emerging winds and thunderstorms in the afternoon. Er wollte mich nicht gehen lassen. Nicht aus Geschäftsinteresse, sondern weil er sich um mich Sorgen machte. Er empfahl mir mit dem Greyhound bis zur nächsten Station weiterzufahren. Er meldete mich an und bot sich sogar an, mich und meinen Lastesel bis zur Servicestation zu fahren. Ich wollte es selbst probieren und die Option offen lassen, evtl. doch zu fahren. Es ging nicht. Ich kam einfach nicht voran. Es dauerte ewig, bis ich die Servicestelle erreichte. Dort stand ich nun und wartete auf den Greyhound. Um 14.30 Uhr sollte ich bereitstehen. Stand schon Stunden vorher auf der Matte und wartete. 14.55 sollte er eigentlich kommen, 15.00 Uhr nichts, wurde immer nervöser15.15 Uhr kam er dann, ich winkte ihm freudig entgegen und tatsächlich hielt er direkt vor meinem Fahrrad. Hektisch aber halbwegs vorsichtig wurde das Rad verladen. Ich saß zum ersten Mal in meinem Leben in einem Greyhound. Schon nach wenigen Kilometern setzte der prognostizierte Regen ein. Ich hatte alles richtig gemacht. Ich saß im Trockenen ließ die Landschaft an mir vorbeiziehen und die Winde da draußen waren nun auch nicht mehr so wichtig.
Nachdem mich der Greyhound wieder ausgespuckt hatte, musste ich dann doch noch einiges radeln, um zum gebuchten Quartier zu gelangen. Der gute Garmin tat sein Bestes, um mich einmal mehr fehlzuleiten. Manchmal habe ich die Sorge, dass ich doch zu doof bin, das Gerät korrekt zu bedienen.?Irgendwann stand ich vor einer alten Methodistischen Kirche. Das war meine Unterkunft. Ich wurde sehr herzlich begrüßt und in mein Zimmer eingeführt. Mein Zimmer war die ehemalige Sakristei. Niemand außer mir war da. Die Eigentümer wohnen ein Haus weiter. Als ich dann alleine in meinem Zimmer saß, gingen mir schon seltsame Gedanken durch den Kopf:Du sitzt hier an einem Platz, wo viele Menschen zu ihrem Hergott gebetet haben, wo Freud und Leid zusammentraf. Ich wollte all diesen Gedanken entgehen und schrieb deshalb diesen langen Bericht.
DIe Gastgeber, Judy and Peter, luden mich noch zum Abendessen ein. Wir gingen in ein nahegelegenes Restaurant. Peter wollte mir eine Freude machen und bestellte mir ein Deutsches Bier:Paulaner Hefeweizen. Ich revanchierte mich mit australischem Rotwein. Es war ein wunderschöner Abend mit Judy and Peter. Habe die beiden sehr in mein Herz geschlossen.Gegen 21.00 Uhr kamen wir wieder zurück und ich schrieb diesen Bericht zu Ende. Haue mich nun aufs Ohr und versuche erstmals in einer Kirche zu schlafen.

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