NULLARBOR

Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Berichte von 12/2016

Freitag, 16.12.2016 Rückkehr nach Sydney

 

Rückkehr nach SYDNEY

Nachdem ich meine Reiseberichterstattung eigentlich beenden wollte, wurde ich von so vielen bedrängt, doch weiter zu berichten. Darüber habe ich mich zwar riesig gefreut, das bringt mich aber auch in die Situation, stundenlang vor dem IPad zu sitzen, wo es doch so viel in diesem Land zu sehen und zu erleben gibt. Dennoch möchte ich für alle die es interessiert, die vergangenen Ereignisse so kurz wie möglich zusammenfassen.

Ich war ziemlich deprimiert, als ich merkte dass ich mit meinem lädierten Bein nicht mehr weiterfahren konnte. Die Schmerzen waren teilweise so, dass ich kaum 400 m gehen konnte, ohne mich hinzusetzen. Hatte demzufolge große Mühe, alles für die Rückreise zu organisieren. Ich saß in Fremantle regelrecht fest. Wusste nicht so richtig was zuerst tun? Ich erkundigte mich auf dem Flughafen, wie das Fahrrad zu transportieren sei. Es musste in einer Box verpackt werden, egal welcher Größe. Immerhin war ich diesbezüglich ungebunden. So machte ich mich auf, ein Fahrradgeschäft zu finden, das über eine entsprechende Transportbox verfügte. 2 junge Australier, die ein kleines Fahrradgeschäft betreiben, hatten erst ein neues Fahrrad geliefert bekommen und die Verpackungsbox noch vorrätig. Mir schien die Schachtel etwas klein, aber die beiden Jungs meinten, " ... no worry, we can do that for you". "Gutes Angebot", dachte ich und war froh, die Fahrraddemontage in professionellen Händen zu sehen.

So konnte ich in aller Ruhe meinen Flug für den nächsten Tag buchen und ein Taxi ordern. Nachdem ich meine Hausaufgaben erledigt hatte, und weil ich ein bisschen unruhig war, ob die Jungs das Fahrrad in der Kiste unterbringen, machte ich mich erneut auf zum Fahrradgeschäft. Kam dort um 12.00 Uhr an und mein Fahrrad stand noch unberührt am selben Platz. Die Jungs hatten gerade anderes zu tun. So fing ich selbst mit der Demontage an, baute Sattel und Pedale ab, weil ich die wegen des Gewichts, im Handgepäck transportieren wollte und bat nun dringlichst, mit der Arbeit zu beginnen, denn mein Flug war für den nächsten Tag fest gebucht.
"No worry mate, we begin immediately," Ich hinkte also wieder zurück zu meiner Unterkunft packte noch die letzten Reste und war dann doch etwas "worried", ob die beiden Jungs Wort halten würden.

Wieder zurück zum Fahrradgeschäft und wie ich es befürchtet hatte, mein Fahrrad stand weiterhin unberührt und unverpackt. Ich gab den Jungs zu erkennen, dass meine Geduld nun zu Ende war, und dass ich nun das Fahrrad unverpackt wieder mitnehme. Das wollten die Beiden dann auch wieder nicht und begannen nun mit der Arbeit, nun unter meiner Aufsicht. Als das Vorderrad und der Lenker demontiert waren, stellte sich heraus, dass die Kiste zu kurz ist. Ich hätte eine Wildsau reiten können, so tobte es in mir. Einer der beiden schlug vor nach Perth zu fahren, um dort eine neue Kiste zu besorgen. Mir reichte es. Ich graste die anderen Fahrradgeschäfte ab und besorgte eine zweite Kiste. Aus den beiden Kisten haben wir dann eine Box gebaut.

Kurz nach17.00 Uhr (Ladenschluss) waren wir fertig. Weil die beiden bemerkten, dass ich schlecht zu Fuß war, trugen sie mir, das riesige Paket bis zu meiner Unterkunft. Auf dem Weg dahin, hellte sich meine Stimmung langsam wieder auf. Sie wollten 50 Australische Dollar für den Job. Ich schlug vor, 20 AUD für meine Arbeit abzuziehen. Damit waren sie zu meiner Verwunderung einverstanden, vorausgesetzt, ich würde sie noch zum Bier einladen. So gingen wir in ein Pub, ich spendete eine Runde, dann spendeten die Beiden gleich mehrere Runden und es wurde noch ein richtig lustiger und feucht fröhlicher Abend. Von den 30 Dollar, die sie von mir bekommen haben, war so gut wie nichts mehr übrig geblieben. So sind sie halt die Aussies - ich liebe sie.

Am nächsten Morgen klingelte um 05.00 Uhr der Wecker. Ohne Frühstück stand ich draußen vor der Unterkunft und wartete auf das Taxi, das ich auf 06.00 Uhr bestellt hatte. 06.30 Uhr war noch immer kein Taxi da. Anruf beim Taxiunternehmen. Sie hatten ein Problem mit dem System heute früh. Eine Viertelstunde später war das Taxi da und ich erreichte noch pünktlich den Flughafen. Um 10.00 Uhr hob das Flugzeug ab. Unter mir die Nullarborebene, wunderschön aus der Luft, ein Riesen Gebiet und menschenleer. 17.30 Uhr landete der Flieger in Sydney. Ich war zurück - back home.

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Donnerstag, 22.12.2016 SYDNEY 23.11. - 01.12.2016

SYDNEY vom 23.11. bis 01.12.2016

Ich war zurück in Sydney. Ich bugsierte meine riesige Fahrradbox  durch den Zoll und die Menschenmengen am Kingsford Smith Airport hinaus zu den Taxiständen.  Die Fahrradbox war für die meisten Taxis zu groß. Erst ein extra herbeibeordertes Großraumtaxi war in de Lage meine Riesenkiste zu transportieren. Ein überaus freundlicher Afghane chauffierte mich durch den chaotischen Feierabendverkehr. Er erzählte mir von den Zuständen in seiner Heimat. Er hatte in Camp Marmel für die Deutschen gearbeitet und konnte einige Brocken deutsch: "zack, zack", "Kartoffelbrei", "Drecksack" und "Sch...." waren deutsche Vokabeln die bei ihm haften geblieben sind. Er erzählte mir gräuliche Dinge aus seiner Heimatstadt Mazar-i-Sharif. Er ist froh hier in Australien leben zu dürfen und Arbeit gefunden zu haben. Er wohnt mit seinem Bruder zusammen in einem Vorort von Sydney und beide schicken die Hälfte ihres Einkommens nach Afghanistan zu den Eltern und Geschwistern die dort geblieben sind. Er erzählte lange, schaltete zwischendurch das Taxometer aus, dass es nicht so teuer für mich würde. Ein bisschen etwas Afghanisches ist ihm also doch erhalten geblieben. Ich könnte ihm ja etwas Trinkgeld geben. Das tat ich auch, als wir uns nach fast 2 Stunden endlich vor Richards und Martinas Haustür befanden.
RIchard befand sich gerade vor dem Haus und half sofort, die Fahrradkiste auszuladen und hinunter in die Garage zu schleppen, neben die alte Fahrradkiste, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Ein seltsames Gefühl der Erleichterung überkam mich, gesund und unversehrt vor all den Utensilien zu stehen, die ich aufgrund des Gewichtes hier zurückgelassen hatte. Ich erinnerte mich an Gedanken unmittelbar vor meiner Abreise, in denen ich mich fragte, ob ich all diese Dinge jemals wieder sehen würde. Nun die Treppen hinauf und da stand ich, in Martinas Küche. Ich war nicht der einzige Gast. Manu, Richards Nichte und Marco, ihr Lebensgefährte sowie Rainer, der Sohn von Richard und Martina mit Ehefrau und dem kleinen Enkel Christian und dann auch noch ich. Das Haus war gefüllt bis unter das Dach. Alle waren gekommen, um Richards 60. Geburtstag zu feiern.
Anfänglich hatte ich einige Schwierigkeiten im Umgang mit Manu. Sie hatte vor 5 Jahren ein Aneurysma im Kopf, das zu spät behandelt wurde. Sie hat Schwierigkeiten beim Sprechen und beim Gehen. RIchard hatte mir zuvor von ihrem Schicksal erzählt, ich hatte aber keine Vorstellung von der Tragweite ihrer Einschränkungen. Ich beobachtete wie Richard und Martina mit ihr umgingen. SIe wurde in alles eingebunden, ich wollte sie entlasten, Martina und Richard ließen sie gewähren, auch wenn es mühevoll war und sie länger brauchte. Ihre Einschränkung wurde nicht ständig angesprochen aber auch nicht tabuisiert. So nach und nach fand auch ich den richtigen Umgang mit ihr und inzwischen sind wir so sehr vertraut, dass wir uns gegenseitig versprochen haben, den Kontakt in Deutschland nach meiner Rückkehr weiter zu pflegen.

Ab dem 23. haben wir dann nur noch gefeiert. Am 23.11. Richards Abschied von den Fifties, am 24. seinen 60. Geburtstag im kleineren Kreis und am 26. im großen Kreis mit 42 Gästen. Höhepunkt des Festes war ein Film von Manu in dem sie Filmbeiträge von allen Freunden, Verwandten und Bekannten verarbeitet hat. Insgesamt ein tolles Geburtstagsfest, mit vielen alten Bekannten und neuen Kontakten. UND großes Kompliment an die Hauptakteurin Martina, die die Versorgung der 42 Gäste fast im Alleingang gestemmt hat. Die arme Frau verbrachte zuvor Tage in der Küche mit Vorbereitungen.

Haben von Sydney aus etliche Ausflüge unternommen. RIchard führte uns (Manu, Marco und mich) in die Blue Mountains an Plätze wo kaum ein Tourist hinkommt. Wir besuchten ein altes Eisenbahntunnel in dem Abertausende von Glühwürmchen ein einzigartiges Lichterketten-Schauspiel veranstalten. Die Glühwürmchen sind in Wirklichkeit eigentlich Larven einer Mücke, die zu Nahrungszwecken durch ihr Leuchten andere Insekten anlockt. Sie leuchten, weil sie Hunger haben - je größer der Hunger, desto heller leuchten sie.
Auf diesen Ausflügen habe ich bemerkt, dass mein linkes Bein sich durch Tabletten und Übungen langsam zu bessern scheint. Kann inzwischen wieder 2-3 km schmerzfrei gehen.

RIchard will einige Tage nach Jindabayne. Er bietet mir an mitzugehen. Eine großartige Gelegenheit, mal wieder in die Snowy Mountains zu kommen. Bin total begeistert von der Idee und freue mich.

 Birthday party  Glow worm tunnel Blue Mountain track

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