NULLARBOR

Mit dem Fahrrad von Sydney nach Perth

Berichte von 10/2016

Freitag, 07.10.2016 Flug und Ankunft in Sydney

A 380 Dubai Airport Sunrise Australien Testfahrt Paramatta Homebush Olympiagelände Homebush Olympiagelände

In dem Moment wo ich diesen Blog schreibe, ist es gerade mal 08.00 Uhr. Ich bin am Vortag recht spät zu Bett gegangen, habe traumlos und ergiebig geschlafen und verspüre so gut wie keinen Jetlag. Richard und Martina schlafen noch. Ich sitze in deren Garten und genieße die Geräusche um mich herum. Ich höre die Schreie der MacPies, das Kreischen der Papageien und das Husten der Kakadus. Ich bin wieder in Sydney - und ich könnte schreien vor Freude.

Dabei war die Anreise gar nicht so einfach. Es begann damit, dass schon die Anfahrt nicht ganz problemlos vonstatten ging. Für die Fahrt nach Frankfurt brauchten wir 4,5 Stunden, wesentlich länger als gedacht. Aber wir hatten genügend Zeit eingeplant und erreichten mit Patzelts Wohnmobil wohlbehalten den Frankfurter Flughafen. 

Dort angekommen, stellten wir fest, dass die Türen und Rolltreppen des Flughafens nicht für Gepäckstücke mit 1,8 x 0,8 m konzipiert sind. Es war nicht ganz einfach, die Fahrradbox durch die Hallen zu bugsieren. Gott sei Dank war Margot dabei und half die riesen Box durch die Menschenmassen an die entsprechende Stelle zu balancieren. Der CeckIn verlief dann problemloser als gedacht.

Kaum war dieser  erfolgt, wurde Margot auch schon von Patz und Doris wieder abgeholt. Der Abschied fiel mir nicht so ganz leicht. Lange Umarmung, langes Nachwinken und dann wüsste ich, dass der Rest nun mein Ding war. Quälend lange zog sich die Zeit hin, bis zum Bording. Um 22.20 Uhr, pünktlich auf die Minute hob die A380 ab in den Frankfurter Nachthimmel. Ich war auf dem Weg.

Nach 6 Stunden Landung in DUBAI. 32 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit lagen bleischwer über der Stadt.   Alle Sydneypassagiere wurden in bereitstehende, auf 16 Grad heruntergekühlte Busse verfrachtet und zumTerminal transportiert. EIne geschlagene halbe Stunde dauerte die Fahrt in diesen eisigkalten Bussen. EIn gigantisch großer Flughafen,zumal wir nocheinmal eine halbe Stunde Fußmarsch zum richtigen Gate hatten. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich  das Abflugsgate.

Zur Überraschung der meisten Fluggäste gings dann nicht weiter nach Sydney, sondern in einer Boeing 777 nach  Bangkok. Gegenüber dem angenehmen Flug mit der A380 war es hier nicht nur wesentlich enger, nein, wir landeten auch noch bei Gewitter und Surzregen. Entsprechend ruppig war die Landung. Nochmals mussten alle Passagiere raus aus dem Flieger, über eine Transittreppe nochmals zu einer weiteren Gepäckkontrolle. 

Wieder zurück im Flieger am vorherigen Platz, startete die Maschine endlich weiter in Richtung Australien. Flugzeit gute 8 Stunden. Unendlich lange zog sich diese Flugstrecke hin. Ich verkürzte mir die Zeit mit Tetris- und Solitärspielen. Ein nicht endend wollender Nachtflug fand dann sein Ende, als am Horizont purpurrot die Sonne aufging. Am Flughafen erwartet mich Richard. Er half mir die übergroße Fahrradbox aus dem Flughafen zu schleusen. Draußen stahlblauer Himmel ich bin wieder in Sydney - I'm back again.

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Sonntag, 09.10.2016 1. ETAPPE Sydney - Camden

Nach einer wirklich fröhlichen Party wurde der Entschluß gefasst, am darauffolgenden Morgen in aller Hergottsfrühe ein Fotoshooting am Circular Quay zu machen. Was dabei herauskam zeigen die folgenden Bilder:

   

Anschließend ging es wieder zurück nach Concord West, wo wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück zusammenfanden. Wirklich großer Bahnhof und klasse Frühstück.

   

Mit einer Stunde Verspätung gings dann endgültig los. Duncan und Richard begleiteten mich. Richard sogar den gesamten Weg. Der arme Kerle musste dann mutterseelenallein bei einbrechender Dunkelheit wieder zurück nach Sydney. EIn wahrlich verrückter Radfahrer und ein unglaublich gutherziger Mensch. DIe erste Etappe war beigott nicht einfach. Ich habe mich in der Entfernung total vertan. Statt 45 km waren es um die 80 km herum. NIcht ganz einfach, wenn man mit überschwerem Gepäck nach 60 km immer noch kein Ende sieht. Mein Fahrrad ist bei weitem zu schwer und deshalb unstabil und schwer lenkbar. Werde mich also von etlichem Ballast trennen müssen. Jedenfalls bin ich nach etlichem Suchen und Fehlfahren schließlich mit grandioser Verspätung am Etappenziel angekommen.

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Montag, 10.10.2016 2. ETAPPE: Camden - Mittagong

Habe heute neue Kontakte geknüpft, mit den sogenannten "Headwinds". DIe können sich aufblasen wie sie wollen, meine Freunde werden sie nie. Hatte heute den ganzen Tag starken Wind von vorne. Musste auch auf der Ebene im kleinen Gang fahren, um überhaupt vorwärts zu kommen. Die Winde rissen am Lenker, so dass es teilweise recht schwierig war das Fahrrad in der Spur zu halten. Müllsäcke wurden in die Straßen geweht - also Windstärke 7. Soltte der Wind bis morgen so anhalten, muss ich die nächste Etappe halbieren, oder gar warten, bis sich das Wetter wieder beruhigt. Bei diesen Verhältnissen schaffe ich jedenfalls keine 100 km bis Goulburn. So schön die Blue Mountains auch sonst sind, heute zeigten sie sich von ihrer negativen Seite. Jedenfalls ist die 2. Etappe geschafft und man wird sehen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Im Moment wo ich diesen Bericht schreibe, tost es draußen. Ich bin relativ sicher in einem Motel untergekommen.

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Donnerstag, 13.10.2016 3. ETAPPE Mittagong - Goulburn

Habe die Strecke zwischen Mittagong und Goulburn geteilt und bin nun binnen 2 Tagen am Ziel eingetroffen. In Mittagong war die Temperatur über Nacht gefallen. Schon gegen 05.00 Uhr wachte ich auf, weil es mich jämmerlich fror. 4 Grad zeigte das Thermometer. Unvorstellbar, waren es am Abend zuvor noch etliche 20 Grad. Ich zog mir alles an, was ich dabei habe: Radlerhose, darüber die lange Jeanshose, Unterhemd, darüber mein einziges langärmliges Ausgangshemd, darüber das Radlerhemd und die Regenjacke. Duncan kam nochmals vorbei. Ihm war eingefallen, dass er noch ein Satelittennotrufgerät aus der Zeit seiner eigenen Durchquerung hatte. Das wollte er mir vorbeibringen. Dafür nahm er extra eine 2 Stunden Autofahrt von Sydney herauf nach Mittagong auf sich. Soviel Selbstlosigkeit macht mich sprachlos. Gegen 10.00 Uhr startete ich, hatte mit Duncan nochmals den Weg besprochen und wieder begann der Kampf mit dem Gegenwind, dem machte es offensichtlich Spaß, mich mit meinen schweren Satteltaschen hin und her schaukeln zu lassen. Ich hatte also beide Hände voll zu tun, mich auf den Verkehr zu konzentrieren, die Spur zu halten und vorwärts zu kommen, als plötzlich etwas gegen meinen Kopf flog und dann nochmal und noch einmal. Verdammt, das war ein Magpie. Magpies sind australische Vögel, vergleichbar in Aussehen und Größe, mit einer Krähe. Die brüten von August bis Oktober und sind in dieser Zeit recht aggressiv. Sie fliegen meist 2 - 3 Angriffswellen und drehen dann wieder ab. Sie machen sich über Fußgänger und vornehmlich über Radfahrer her. Angriffsziel ist immer der höchste Punkt des Objekts, also in der Regel der Kopf ?. Noch zweimal war ich Ziel solcher Angriffe, als ich plötzlich merkte, dass sich vor mir die Straße verbreiterte und ich geradewegs auf den Freeway zufuhr. Freeway ist vergleichbar mit unserer Autobahn, in der Mitte ein Grünstreifen und mindestens 4spurig. Auch hier gibt es einen Standstreifen, der mit dem Fahrrad befahren werden darf. Kein Vergnügen, neben rasenden PKWs und donnernden Trucks her zu fahren. Völlig genervt und mit brennenden Beinen errichte ich Marulan, mein Zwischenetappenziel.

Am nächsten Morgen erwachte ich früh. Ich musste an mein Enkelkind denken, das den ersten Geburtag feiert. Schmerzlich die Kleine nicht in den Arm nehmen zu können. Whatsapp-Videos helfen da ein bisschen. Draußen war es wieder eisig kalt ( 3 Grad), bei stahlblauem Himmel und heftigem Wind aus West. Also wie gehabt. Gleiche Bekleidungstechnik, nur den Helm habe ich präpariert. Habe die Angriffspunkte nach oben versetzt und an der Rückseite des Helms befestigt, weil die Magpies die Augen scheuen, sollten sie durch die zusätzliche Brille abgeschreckt werden.
So ausgerüstet machte ich mich auf den Weg und noch bevor ich Marulan verlassen hatte, kam wieder einer von hinten, traf mich jedoch nicht und drehte ab. Hatte der die Brille hinten nicht gesehen? Danach beschloss ich zurück auf den Freeway zu gehen und dort meine Fahrt fortzusetzen. Dort bleibt man wenigstens von der Vogelwelt verschont. Inzwischen habe ich mich an meine Reisegeschwindigkeit gewohnt. Wenn ich 12 - 15 km in der Stunde schaffe, bin ich schon mit mir zufrieden. So bin ich auch jetzt zufrieden, dass ich die Strecke nach Goulburn geschafft habe und früh genug in meinem Quartier eingetroffen bin um diesen Bericht zu schreiben.

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Freitag, 14.10.2016 4. ETAPPE Goulburn - Yass

Café in Gunning on the way Yass Yass railwaystation

4. ETAPPE Goulburn - Yass

Wegen des Wetters, Kälte und heftigem Gegenwind habe ich beschlossen, auch die nächste Etappe zu teilen. habe immer etwas Angst bei diesen Temperaturen krank zu werden. Heute in der Frühe (06.30 Uhr) wieder nur 4 Grad, leichte Bewölkung und überraschend wenig Wind. Wartete, bis die Temperaturen einigermaßen erträglich waren und machte mich auf zur obligatorischen Stadtrundfahrt und zum Einkaufen. Erstmals musste ich mein Fahrrad komplett unbeaufsichtigt lassen. Montierte alle teuren Teile ab, Tacho, Garmin und GoPro und machte mich auf, Wasser und Powerriegel einzukaufen. War schon sehr beunruhigt. Hatte das Rad zwar angekettet, aber, die Taschen kann man ja ruck zuck abnehmen. Die Sorge war unberechtigt, als ich zurückkam, war alles noch dran. So machte ich mich wieder auf auf den Hume Hwy und dort herrschte absolute Windstille. Um diese günstige Situation zu nutzen trat ich in die Pedale und hoffte, diesen Vorteil so lange wie möglich ausnutzen zu können. Mein Tacho zeigte Geschwindigkeiten, die ich lange nicht mehr erlebt habe. Ich fuhr die Berge schneller hinauf, als am Vortag hinunter. Nach knapp 3 Stunden erreichte ich mein heutiges Zielort Gunning. Ein wunderschönes Fleckchen Erde rund 60 km von Goulburn entfernt. Hier habe ich in einem sehr preiswerten Motel Quartier bezogen, 70 AUD = 48 €. Heute hat Fahrradfahren mal wieder richtig Spaß gemacht.?

Die Nacht in Gunning war saukalt. Habe ständig gefroren, bin immer wieder aufgewacht, habe dann den Heater eingeschaltet, der sofort Wärme brachte, aber der war so laut, dass an schlafen auch nicht zu denken war. So quälte ich mich durch die Nacht und war entsprechend ausgeschlafen. Im nahe gelegenen Café gönnte ich mir ein australisches Frühstück mit Speck, Eiern und gebackenen Tomaten. Dazu 2 Tassen besonders starken Kaffee. RIchard und Martina hatten sich angemeldet. SIe wollten mir wärmere Sachen mitbringen. ICh war kaum 10 km auf dem Hume Hwy unterwegs, als sie schon neben mir auftauchten. Habe mich tierisch gefreut, die beiden wieder zu sehen. Jacke, Armlinge, Beinlinge und einen Adapter hatten sie mitgebracht. Wenn er dann schon mal da war, hat Richard gleich noch getestet, ob bei mir vielleicht nicht doch eine Schraube locker ist und hat vorsichtshalber am gesamten Fahrrad nochmals die Schrauben nachgezogen. Es ist schon großartig, wenn man 2 so fantastische Menschen kennen darf. Danke nochmals Martina und Richard für alles was ihr für mich getan habt. Nachdem die beiden sich wieder verabschiedet haben, setzte auch ich meinen Weg nach Yass fort. Leichter Gegenwind stellte sich langsam wieder ein, aber nicht vergleichbar mit den vergangenen Tagen. Ewig lange Anstiege und lange Abfahrten kennzeichneten heute das Streckenprofil. Dabei sind die Abfahrten mit Vorsicht zu genießen, denn auf dem Standstreifen liegt so einiges herum:Glassplitter, scharfkantige Metallteile und vor allem unendlich viele überfahrene Kängurus. Über ein Dutzend habe ich schon umfahren müssen. Halte immer 10 m vorher die Luft an und atme erst wieder 10 m dahinter weiter. Inzwischen bin ich in Yass gelandet. Das liegt etwa in der Mitte zwischen Sydney und Melbourne. Dieses Wochenende ist hier der Teufel los. Ich bin froh überhaupt ein Zimmer bekommen zu haben. Musste es aber gleich für 2 Nächte buchen. Bin noch nicht sicher was ich mache. Entweder ich baue einen Ruhetag ein und genieße die Atmosphäre hier mit oder ich düse morgen einfach weiter. Werde drüber schlafen und mir die Meinungen meiner Lieben anhören. Spüre schon so langsam die Nachteile des Alleinseins, muss alle Entscheidungen alleine treffen, bin auf meine eigenen Ideen angewiesen, rede gar schon mit mir selber. Richard meinte, das ginge wieder weg, wenn ich durch sei. Hoffentlich hat e recht.?

Übrigens danke an all, die in diesem Blog schon ein Kommentar geschrieben haben. Ich freue mich jedesmal und bin happy, wenn es am Handy bimmelt und eine neue Nachricht erscheint.
Danke für eure Unterstützung und die vielen mitmachenden Worte.

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Montag, 17.10.2016 5. ETAPPE Yass - Gundagai

5. ETAPPE Yass Gundagai

Wollte eigentlich weiterfahren, die Beine waren gut, das Wetter schien nicht schlecht, also war alles klar. Beim Frühstück dann die schlechte Nachricht, alle Motels bis einschließlich Gundagai ausgebucht. Einzige Möglichkeit ab Sonntag CURCHHOUSE in Gundagai. Also bleiben. Nun was tun mit soviel Freizeit? Erstmal am Fahrrad die Reifen kontrolliert, die Kette gereinigt und geölt, Lenkergriffe nachgezogen usw.. Dann kam eine whatsapp-Nachricht von der Tochter:"Mach viele Bilder". So kam es, dass ich mein Radel geschnappt habe, und losgedüst bin. Nach kurzer Zeit entdeckte ich den Yass River an dem ein Radweg und später eine kaum befahrene Straße entlangführt. Und weil das Wetter so schön, die Umgebung so eindrucksvoll und das Fahrrad so ganz ohne Gepäcktaschen wunderbar leicht war, stand ich irgendwann vor einem Schild CANBERRA 30 km. Schnell umdrehen und zurück, bevor es dunkel wird. Jetzt verfahren, wäre gemein gewesen. Hatte den Garmin nicht dabei, so dass eigentlich fast nichts schief gehen konnte. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war ich wieder zurück. Das Nachtessen in dem Motel war fantastisch. Der Director stellte sich mir vor. Er hatte mitgekriegt, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und erzählte mir, dass er selber ein leidenschaftlicher Radfahrer wäre, aber nur Rennrad fahre. Er gab mir die neueste Wetterprognose, die er stündlich auf den Rechner bekommt, um die Ankunftszeit seiner Gäste abschätzen zu können. DIe Prognose war nicht gut für den nächsten Tag. Noch ließ ich mich davon nicht beeindrucken, doch in der Nacht arbeitete es an mir. Was ist wenn...? Konnte die Gedanken bald beiseite schieben und ruhig schlafen. Erst mal sehen was der Morgen bringt.
Der nächste Morgen begann , die Sonne schien und es war längst nicht so kalt. Beim Frühstück trat der Director erneut mit schlechten Nachrichten an mich heran: Emerging winds and thunderstorms in the afternoon. Er wollte mich nicht gehen lassen. Nicht aus Geschäftsinteresse, sondern weil er sich um mich Sorgen machte. Er empfahl mir mit dem Greyhound bis zur nächsten Station weiterzufahren. Er meldete mich an und bot sich sogar an, mich und meinen Lastesel bis zur Servicestation zu fahren. Ich wollte es selbst probieren und die Option offen lassen, evtl. doch zu fahren. Es ging nicht. Ich kam einfach nicht voran. Es dauerte ewig, bis ich die Servicestelle erreichte. Dort stand ich nun und wartete auf den Greyhound. Um 14.30 Uhr sollte ich bereitstehen. Stand schon Stunden vorher auf der Matte und wartete. 14.55 sollte er eigentlich kommen, 15.00 Uhr nichts, wurde immer nervöser15.15 Uhr kam er dann, ich winkte ihm freudig entgegen und tatsächlich hielt er direkt vor meinem Fahrrad. Hektisch aber halbwegs vorsichtig wurde das Rad verladen. Ich saß zum ersten Mal in meinem Leben in einem Greyhound. Schon nach wenigen Kilometern setzte der prognostizierte Regen ein. Ich hatte alles richtig gemacht. Ich saß im Trockenen ließ die Landschaft an mir vorbeiziehen und die Winde da draußen waren nun auch nicht mehr so wichtig.
Nachdem mich der Greyhound wieder ausgespuckt hatte, musste ich dann doch noch einiges radeln, um zum gebuchten Quartier zu gelangen. Der gute Garmin tat sein Bestes, um mich einmal mehr fehlzuleiten. Manchmal habe ich die Sorge, dass ich doch zu doof bin, das Gerät korrekt zu bedienen.?Irgendwann stand ich vor einer alten Methodistischen Kirche. Das war meine Unterkunft. Ich wurde sehr herzlich begrüßt und in mein Zimmer eingeführt. Mein Zimmer war die ehemalige Sakristei. Niemand außer mir war da. Die Eigentümer wohnen ein Haus weiter. Als ich dann alleine in meinem Zimmer saß, gingen mir schon seltsame Gedanken durch den Kopf:Du sitzt hier an einem Platz, wo viele Menschen zu ihrem Hergott gebetet haben, wo Freud und Leid zusammentraf. Ich wollte all diesen Gedanken entgehen und schrieb deshalb diesen langen Bericht.
DIe Gastgeber, Judy and Peter, luden mich noch zum Abendessen ein. Wir gingen in ein nahegelegenes Restaurant. Peter wollte mir eine Freude machen und bestellte mir ein Deutsches Bier:Paulaner Hefeweizen. Ich revanchierte mich mit australischem Rotwein. Es war ein wunderschöner Abend mit Judy and Peter. Habe die beiden sehr in mein Herz geschlossen.Gegen 21.00 Uhr kamen wir wieder zurück und ich schrieb diesen Bericht zu Ende. Haue mich nun aufs Ohr und versuche erstmals in einer Kirche zu schlafen.

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Dienstag, 18.10.2016 6. ETAPPE Gundagai - Wagga Wagga

6. Etappe Gundagai - Wagga Wagga

Lag noch lange wach, starrte an die Decke und hörte den Geräuschen zu, die das Haus von sich gab: Da ein Knacken im Gebälk, ein leises Klappern einer Tür oder eines Fensters..., ich bildete mir ein, das alte Haus wolle mir etwas erzählen. Ich hörte still zu und schlief darüber ein.
Ich erwachte durch gleichsam, monotone Geräusche, die ich am Abend nicht vernommen hatte. Ein Blick aus dem Fenster löste das Rätsel. Es hatte begonnen zu regnen. Richtige Bindfäden und das bei stürmischem Wind. Judy empfahl mir noch ein Tag zu bleiben und besseres Wetter abzuwarten. SIe wollte mir den weiteren Tag auch nicht berechnen. Aber der Blick auf den Wetterbericht besagte, dass sich die Wetterlage so schnell nicht ändert. Es blieb mir gar nichts anderes übrig, ich musste raus und sehen dass ich bis Wagga Wagga durchkomme. Nach einem ausgiebigen Frühstück, das ich mir richtig hinunterwürgen musste, verabschiedete ich mich von Judy und Peter. Die beiden standen im Regen und winkten mir nach. 2 wirklich herzensgute Menschen. RIchard hatte mich wieder per SMS mit Karten und Streckenbeschreibungen versorgt und ich entschied mich, diesmal nicht auf dem Freeway, sondern auf einer weniger befahrenen Nebenstrecke zu fahren. Ich kam nur mühsam voran, der Wind stemmte sich gegen mich und die Berge, Hügel und Rampen taten ihr übriges. Ich schwor mich ein, nicht nach vorne zu sehen und immer weiter zu treten, was von vorne kommt, kommt, ob ichs vorher weiß oder nicht. Der Regen nahm zu, die Hügel um mich herum hüllten sich langsam in Nebel. Fast wie zu Hause, wer mich kennt weiß, wie ich diese Wetterlagen liebe. Gegen Mittag ließ der Regen etwas nach, der Himmel lockerte auf und damit auch meine Stimmung. Konnte der Situation schon wieder Positives abgewinnen, blühende Bäume, blühende Felder, saftgrüne Wiesen und Berge. NIemand weit und breit. Schon seit einer Stunde ist mir kein Auto mehr begegnet. Ich ließ keine weiteren Gedanken aufkommen, nur weiter, weiter nach Wagga Wagga. Inzwischen hatte ich mich wieder trocken gefahren. Zwischendurch hielt ich immer wieder mal an um ein Müsliriegel in mich hineinzudrücken und zu trinken. Plötzlich mitten im Niemannsland tauchte eine Winery auf. Großes Schild vor der Hofeinfahrt:"OPEN" War neugierig und wollte mal hineingucken. Von außen machte das Gebäude einen recht rustikalen Eindruck. Innen jedoch war es sehr geschmackvoll fast edel ausgestattet. "Hi guy , how are you going?", schlug es mir von irgendwo entgegen. Ich hatte den Kerl noch nicht mal richtig erkannt, der mich da begrüßte, weil es in dem Vorraum recht dunkel war, da sagte er schon: "The toilet is over there", noch bevor ich mein obligatorisches "not to bad" loswerden konnte. Ich sah mich noch ein bisschen um, der Typ war bereits wieder verschwunden, der hatte sofort erkannt, dass man mit mir keine Geschäfte machen kann. Obwohl ein Versucherle mir nicht geschadet hätte, ein bisschen Doping hätte mir schon gut getan. So ging ich wieder hinaus, stieg wieder in die Eisen, immer dem Wind entgegen. Ich war heilfroh, als endlich die ersten Häuser von Wagga Wagga auftauchten. War nun seit 9 Stunden unterwegs. Von Richard und Martina hatte ich die Adresse einer bekannten Familie bekommen. Hier durfte ich für die Nacht unterkommen. Kate begrüßte mich herzlich und lud mich ein, mich wie zu Hause zu fühlen. Wie gerne nahm ich diese Einladung an. Ich durfte meine Klamotten waschen, duschen und bekam ein wunderbares Bett. Danke Richard, Martina, Kate and Dave.

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Mittwoch, 19.10.2016 7. ETAPPE Wagga Wagga - Urana

 

7. Etappe Wagga Wagga - Urana

 

Die Etappe vom Vortag hing mir doch sehr in den Knochen. hatte überhaupt keine Lust, an das Vortageserlebnis mit Regen und Sturm nochmal ein ähnliches Erlebnis anzuhängen. Kate empfahl mir noch einen Tag zu bleiben, besseres Wetter abzuwarten. Das Angebot nahm ich gerne an. Disponierte ganz schnell um und nahm mir vor die 70 000 Einwohnerstadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Ging also erstmal Mittagessen: Kaffee + Steaksandwich, um dann den Lake Albert zu besuchen. Der See dient nicht nur als Trainingsstrecke für australische Ruderer sondern ist auch Tummelplatz für allerlei Speedboats. Bin einmal um den See herumgefahren, dessen Ufer durchweg überschwemmt waren und bretterte schnellstens wieder zurück, weil sich der Himmel drohend schwarz zusammengezogen hatte. Gerade noch rechtzeitig bevor der Regen losprasselte erreichte ich das Haus von Dave und Kate noch halbwegs trocken.

Am anderen Morgen strahlte mir ein wolkenlos blauer Himmel entgegen. Ich nahm mir vor bis Lockhart zu fahren, das wäre die halbe Strecke bis Urana. Immer noch die Regen- und Sturmetappe vom Montag im Kopf, machte ich mich auf Richtung Lockhart. Ich kalkulierte etwa 60 km. Nach der Karte von Kate, sollte ich nach etwa 26 km vom Sturt Hwy links abbiegen. Mein Garmin wollte mich schon des öfteren nach links vom Highway wegführen, es handelte sich aber durchweg um Dirt Roads. Von der Karte her wusste ich, dass die Straße nach Lockhart geteert sein musste. Nachdem der Garmin dann gar "wenn möglich umdrehen" anzeigte, war ich völlig verunsichert. Ich stellte das Fahrrad ab und stand winkend an die Straße, um Autos anzuhalten. Viele führen vorbei, irgendwann hielt ein älteres Ehepaar. Die bestätigten mir, dass ich noch auf dem rechten Weg sei und die Abzweigung in wenigen Kilometern käme. Ich verfluchte diesen Garmin erneut und beschloss ihn bei nächster Gelegenheit endgültig zu entsorgen - Scheißgerät.

Kurz nach 12.30 Uhr erreichte ich Lockhart. Ein bisschen früh, um schon Feierabend zu machen. Bisher lief alles ganz gut, die Beine waren ok, de Wind zwar von vorne aber erträglich und so beschloss ich die restlichen 50 km noch zu fahren. die Straße wurde zunehmend flacher, kaum mehr irgendwelche Hügel oder Rampen. Ein gleichmäßiger Fahrrhythmus stellte sich ein und ich radelte so dahin, bis plötzlich die Straße unterbrochen bzw.. überflutet war. Umdrehen kam nicht in Frage. Nur wusste ich nicht, wie tief das Wasser war. War die Straße bereits weggespült? Das Wasser war sehr trübe, man konnte nichts erkennen. Ich wollte warten bis ein Auto kommt. Aber es kam eine lange Viertelstunde keins. Irgendwann tauchte ein dunkler Jeep auf dessen Fahrer steuerte auf die rechte Straßenseite und war ruckzuck durch. Kaum 30 cm war das Wasser tief. Also Schuhe, Socken, lange Hose runter, alles schnell unter den Arm und Barfuß hindurch. Inmitten der Lache verlor ich einen der Schuhe. Ich stellte das Fahrrad auf der anderen Seite ab, schmiss alles auf den Boden und watete zurück durch die Brühe, meinen Schuh zu suchen. ich zog ihn nass wieder an und fror ab sofort jämmerlich an den rechten Fuß. GEgen 15.30 Uhr kam ich in Urana an. Eine Geisterstadt. Die meisten Häuser leer das einzige Motel ziemlich heruntergekommen und geschlossen, kein Mensch auf der Straße, willkommen im Outback. Ein kleiner Laden (Supermarket) hatte geöffnet, nur war keiner da. Nach einer Weile trat aus einem Nebenraum ein junger Kerl. Wirkte etwas verschlafen. Ich fragte ihn nach einer Accommodation hier in dem gottverlassenen Nest. "Fox Cottage" sagte er, mehr nicht. Also ging ich die Cottage suchen. Fand sie schließlich auch. Baren und Theresa vermieten diese. Etwas rustikal die Hütte, aber auch gemütlich. Habe mich schnell darin ganz wohl gefühlt und war vor allen Dingen froh, endlich aus dem nassen Schuh zu kommen. DIe Haut war bereits bleich und völlig aufgeweicht. Ich denke sie wird sich bis morgen erholen

Die Etappe vom Vortag hing mir doch sehr in den Knochen. hatte überhaupt keine Lust, an das Vortageserlebnis mit Regen und Sturm nochmal ein ähnliches Erlebnis anzuhängen. Kate empfahl mir noch einen Tag zu bleiben, besseres Wetter abzuwarten. Das Angebot nahm ich gerne an. Disponierte ganz schnell um und nahm mir vor die 50 000 Einwohnerstadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Ging also erstmal Mittagessen: Kaffee + Steaksandwich, um dann den Lake Albert zu besuchen. Der See dient nicht nur als Trainingsstrecke für australische Ruderer sondern ist auch Tummelplatz für allerlei Speedboats. Bin einmal um den See herumgefahren, dessen Ufer durchweg überschwemmt waren und bretterte schnellstens wieder zurück, weil sich der Himmel drohend schwarz zusammengezogen hatte. Gerade noch rechtzeitig bevor der Regen losprasselte erreichte ich das Haus von Dave und Kate noch halbwegs trocken.

Am anderen Morgen strahlte mir ein wolkenlos blauer Himmel entgegen. Ich nahm mir vor bis Lockhart zu fahren, das wäre die halbe Strecke bis Urana. Immer noch die Regen- und Sturmetappe vom Montag im Kopf, machte ich mich auf, Richtung Lockhart. Ich kalkulierte etwa 60 km. Nach der Karte von Kate, sollte ich nach etwa 26 km vom Sturt Hwy links abbiegen. Mein Garmin wollte mich schon des öfteren nach links vom Highway wegführen, es handelte sich aber durchweg um Dirt Roads. Von der Karte her wusste ich, dass die Straße nach Lockhart geteert sein musste. Nachdem der Garmin dann gar "wenn möglich umdrehen" anzeigte, war ich völlig verunsichert. Ich stellte das Fahrrad ab und stand winkend an die Straße, um Autos anzuhalten. Viele fuhren vorbei, irgendwann hielt ein älteres Ehepaar. Die bestätigten mir, dass ich noch auf dem rechten Weg sei und die Abzweigung in wenigen Kilometern käme. Ich verfluchte diesen Garmin erneut und beschloss ihn bei nächster Gelegenheit endgültig zu entsorgen - Scheißgerät.

Kurz nach 12.30 Uhr erreichte ich Lockhart. Ein bisschen früh, um schon Feierabend zu machen. Bisher lief alles ganz gut, die Beine waren ok, der Wind zwar von vorne aber erträglich und so beschloss ich die restlichen 50 km noch zu fahren.

Die Straße wurde zunehmend flacher, kaum mehr irgendwelche Hügel oder Rampen. Ein gleichmäßiger Fahrrhythmus stellte sich ein und ich radelte so dahin, bis plötzlich die Straße unterbrochen bzw.. überflutet war. Umdrehen kam nicht in Frage. Nur wusste ich nicht, wie tief das Wasser war. War die Straße bereits weggespült? Das Wasser war sehr trübe, man konnte nichts erkennen. Ich wollte warten bis ein Auto kommt. Aber es kam eine lange Viertelstunde keins. Irgendwann tauchte ein dunkler Jeep auf dessen Fahrer steuerte auf die rechte Straßenseite und war ruckzuck durch. Kaum 30 cm war das Wasser tief. Also Schuhe, Socken, lange Hose runter, alles schnell unter den Arm und Barfuß hindurch. Inmitten der Lache verlor ich einen der Schuhe. Ich stellte das Fahrrad auf der anderen Seite ab, schmiss alles auf den Boden und watete zurück durch die Brühe, meinen Schuh zu suchen. Ich zog ihn nass wieder an und fror ab sofort jämmerlich an den rechten Fuß.

Um 15.30 Uhr kam ich in Urana an. Eine Geisterstadt. Die meisten Häuser leer das einzige Motel ziemlich heruntergekommen und geschlossen, kein Mensch auf der Straße, willkommen im Outback. Ein kleiner Laden (Supermarket) hatte geöffnet, nur war keiner da. Nach einer Weile trat aus einem Nebenraum ein junger Kerl. Wirkte etwas verschlafen. Ich fragte ihn nach einer Accommodation hier in dem gottverlassenen Nest. "Fox Cottage" sagte er, mehr nicht. Also ging ich die Cottage suchen. Fand sie schließlich auch. Baren und Theresa vermieten diese. Etwas rustikal die Hütte, aber auch gemütlich. Habe mich schnell darin ganz wohl gefühlt und war vor allen Dingen froh, endlich aus dem nassen Schuh zu kommen. DIe Haut war bereits bleich und völlig aufgeweicht. Ich denke sie wird sich bis morgen erholen.

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Donnerstag, 20.10.2016 8. ETAPPE Urana - Jerilderie

On the Road to Jerilderie to Jerilderie

 

8. ETAPPE Urana - Jerilderie

Habe gestern Abend wohl zu lange Berichte geschrieben. Baren der Besitzer der FOX COTTAGE schaute noch kurz bei mir herein, drehte den Heater hoch - es sollte eine kalte Nacht werden, meinte er und ich möge doch auch morgen zum Frühstück kommen. Wir verabredeten uns auf 07.30 Uhr, plauderten noch ein Weilchen über Urana und Burgfelden über Australien und Deutschland und wie toll das ist, das wir beide Rentner sind. Und so ganz nebenbei haben wir Zwei meinen ehe mageren Biervorrat gekillt.

Es war sicherlich nicht das Bier, das mich in dieser Nacht so gut schlafen ließ, Es waren die 110 km, die mich schwer ins Kissen drückten. Als ich erwachte, war es 08.15 Uhr. Zu spät für das Frühstück mit Baren und Theresia. Das Telefon klingelte es war Baren. Er lachte als er erfuhr, dass ich völlig verpennt hatte. Ich solle doch rüberkommen zum Frühstück. Natürlich hatte er mit Theresia längst gefrühstückt, sie musste zur Schule, sie ist Principal an der Schule in Urana.
Baren zauberte mir ein excellentes Frühstück mit Porridge und Toastbroten. WIr unterhielten uns noch lange über unsere Kinder und Enkel und ich zeigte ihm auf YOUTUBE einen meiner Filme über Burgfelden. Er war so fasziniert vom Schnee und den großen Häusern dort. Erst gegen 11.00 Uhr machte ich mich dann endgültig auf den Weg nach Jerilderie.

Die Szenerie hat sich komplett verändert. DIe Straßen sind bolzengerade, kaum ein Hügel und vor allem nur schmale Seitenstreifen. Also achtgeben auf alles was von hinten anrollt. Der Rückspiegel ist jetzt von bedeutender Wichtigkeit. Habe mir angewöhnt nicht sehr weit links zu fahren, um auf mich aufmerksam zu machen und im letzten Moment nach links auszuweichen. Durch die Regenfälle der vergangenen Wochen, sind riesige Seen entstanden. Alle Flüsse, alle Creeks sind reißende Gewässer geworden. Noch vor kurzer Zeit waren etliche Straßen, die ich heute befahren habe, unpassierbar.

Zwischen Urana und Jerilderie war einfach nichts. Man ist Stunden unterwegs und muss sich mit sich selbst beschäftigen. Gedanken kommen: Hält dein Körper das aus, ist es das was du gesucht hast, tut der Hintern nicht schon ziemlich weh, ist da nicht ein Zwicken im Knie, hab ich genug getrunken, sollte ich was essen, wie wird es sein wenn ich nach den 3 Monaten meiner Frau wieder begegne. Gedanken poltern durch das Hirn. Ich spüre mein Kopf wird frei. Ich beginne wieder Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ich bin auf einem guten Weg.

Plötzlich wird man herausgerissen, ein Schild zeigt nach rechts der Garmin nach links. Garmin wird den australischen Kontinent nicht verlassen, fürchte ich. Das Gerät macht mich irre. Fahre den australischen Schildern nach und komme an.

Jerilderie ist eines der schönsten Ortschaften die ich bislang gesehen habe. Die Stadt ist sehr gepflegt, alte Gebäude mit ihrer Geschichte beschrieben. NED KELLY, eigentlich ein Bandit genießt hier einen hohen Stellenwert. Er hat sich gegen die Kolonialmacht erhoben, Banken ausgeraubt und als australischer Robin Hood hier im Lande viele Sympathisanten gehabt.

Weil ich bereits um 15. 00 Uhr in Jerilderie ankam, habe ich mir Zeit genommen, den Spuren von NED KELLY zu folgen.

Gegen 19.00 Uhr machte ich mich vom Jerelderie Motel auf ins Pub um etwas zu essen und diesen Bericht fertig zu schreiben.

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Freitag, 21.10.2016 9.ETAPPE Jerilderie - Deniliquin

 

9. ETAPPE Jerilderie - Deniliquin

Einmal mehr eine kalte Nacht. Habe aus dem Nebenbett, die Decke zu mir herübergezogen und dennoch gefroren. Heater war defekt, bekam deshalb einen discount von 5 AUD. Wusste ja nicht dass die Temperatur so fallen würde. Habe jedenfalls schlecht geschlafen und die Nacht um 06.30 Uhr beendet. Um ein bisschen warm zu werden, stellte ich mich unter die heiße Dusche. Dann schnell in die Klamotten, um die Wärme zu konservieren. Statt der Jeans, kam heute die Regenhose zum Einsatz. Der Tag war trübe und showers waren angesagt. NIcht mein Wetter. entsprechend missmutig machte ich mich auf den Weg. An der Rezeption des Motels winkte man mir noch zu und gab mir den Tip, bei der örtlichen Polizeistation nach den Straßenverhältnissen zu fragen, was ich auch tat. Vor dem Gebäude unterhielten sich gerade 2 Polizisten, die ich um entsprechende Auskunft fragte. DIe interessierten sich jedoch nicht so sehr für meine Frage, sondern vielmehr für mein Fahrrad. Wollten alles mögliche wissen, ob ich das von Deutschland mitgebracht hätte, was das in Deutschland kosten würde, wohin ich damit wolle und ach ja, was war das für eine Frage. Ach ja die Straßenverhältnisse nach CONARGO. Ja die seien schlecht für Radfahrer etliche knietiefe Überflutungen und ich solle über Finley fahren, sei sowieso kürzer - 2km. ?
Ich machte mich dann erstmal auf in die Bakery zum Frühstück: Flat-White and a Cheese-Sandwich und dann auf den Weg.

Das Fahrrad lief blendend, kaum Wind nur kalt war es noch. Doch mit zunehmender Fahrtdauer frischte der Wind zunehmend auf. Dennoch erreichte ich nach knapp 2 Stunden die Stadt Finley. Wunderschön gelegen an Fluss und See. Ich überlegte mir zu bleiben und morgen die ETAPPE zu vollenden. Doch dann hätte ich mein Vorhaben am Sonntag SWAN HILL und damit den Staat Victoria zu erreichen, nicht geschafft.

Also weiter, nochmals 58 km Gegenwind bis Deniliquin. Die Fliegen werden langsam lästig. Vielleicht bin ich zu langsam. Die Mistviecher setzen sich auf meine Brille, krabbeln in die Ohren lassen sich auch durch heftiges Schnauben nicht davon abbringen die Nasenlöcher zu untersuchen. Die, damit meine ich die Fliegen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht auf dem Schirm. Die sollten eigentlich erst in der Nullarbor-Region in Erscheinung treten. Hier gibts Wasser genug, was wollen die denn bei mir? Sobald man anhält entwickelt sich binnen Sekunden eine ganze Wolke um einen herum. Das Telefon klingelt es ist Baren von Urana, der mir seine Cottage vermietete. Er will wissen, wie es mir geht und wo ich mich befinde. Es tut ihm leid, dass seine Prognose, dass ich bis SWAN HILL Tailwind hab, nicht eingetreten ist. No worry, Barren, das haben die Meteorologen verbockt. Habe mich über seinen Anruf kolossal gefreut.

Da sich das Wetter gebessert hat, teilweise die Sonne herausgekommen ist, entledigte ich mich der Regenhose und der Regenjacke. Ein roter Holden älteren Baujahrs fuhr vorbei, bremste drehte um und fragte mich ob ich ein "blowout" hätte. Ich verneinte, bedankte mich und winkte ihm nach. Was ist das für eine Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität hier im OUTBACK. Auf meinem weiteren Weg, geht mir dieses Erlebnis nicht aus dem Kopf. Warum gibt es sowas nur hier? Hätte ich selbst, in dieser Einsamkeit mit Frau und Kind im Auto angehalten und gefragt ob ich helfen kann? Wohl kaum. Ich spüre, die Straße wird zu meinem Wohnzimmer. Roadtrains fahren vorbei, manche hupen, andere winken, manche zeigen den Daumen nach oben. Ein tolles Gefühl.

Trotzdem ist es jedesmal wieder schön, wenn man dann aus der Einsamkeit wieder in die Nähe einer Stadt kommt und weiß man hat wieder eine Etappe heil überstanden. Dann schnell an die Familie melden: Bin angekommen, alles ok. Bin heute nach 103 km angekommen, müde aber happy. Habe auch noch das Glück gehabt, hier in Deniliquin ein letztes Zimmer zu finden.

In diesem Zimmer gehts recht lebendig zu. Überall krabbelt und kratzt es. Habe bereits 2 Mäuse entdeckt. Draußen regnet es mal wieder in Strömen. Wahrscheinlich gehts den armen Mäusle wie mir. Ich mag den Regen auch nicht. Und wenn sie mich in Ruhe lassen, tue ich Ihnen auch nichts. Vorsichtshalber habe ich alle meine Satteltaschen zugeklebt. ?

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Samstag, 22.10.2016 10. ETAPPE Deneliquin - Wokool

10. ETAPPE Deneliquin - Barham

Erstmal vorweg:Es geht mir gut. Ich bin nicht wie geplant in Wokool angekommen, sondern in Barham, das ist eine Ortschaft 10 km südlich von Wokool. Dachte heute früh, das Wetter hätte sich gebessert, als ich aus dem Zimmer trat, stand ich erstmal in der Kälte. 3 Grad und leicht bedeckter Himmel. Dazu stürmische Westwinde. Der Supergau für meine gute Laune. Eigentlich sagte mir mein gesunder Menschenverstand: "Lass es, warte bessere Bedingungen ab." Ich wollte jedoch unbedingt am Sonntag in SWAN Hill sein. Ich nahm mir vor, es für 10 km zu probieren und wenn nötig, dann umzukehren. Da die Straße nach Wokool - das wären heute knapp 60 km gewesen, musste ich nach Barham (80 km) ausweichen, weil die Straße nach Wokool wegen Überflutung geschlossen war.
Also rauf auf den Sattel, Zähne zusammenbeißen und ab. Mühsam, ekelhaft mühsam kam ich voran, kam selten mal auf 10 km/h, manchmal musste ich aus den Pedalen, stehenbleiben und das Ende der Böe abwarten. Nach 10 km hatte ich den Eindruck, der Wind würde etwas nachlassen, fuhr also weiter, denn bei einer evtl. Umkehr wäre ich bei diesen Windverhältnissen binnen einer Stunde wieder zurückgewiesen. Als ich wieder einmal am Straßenrand stand, und eine Windböe abwartete, hielt ein kleiner UTE (kleiner Transporter) neben mir an und fragte, ob ich ok sei und wo ich hin wolle. Ich erzählte ihm von meinen Nöten. Er lachte: You'll never arrive Barham today, mate. I give you a lift and take you to Barham. Ich hatte noch kaum richtig verstanden, da räumte er seine Ladung beiseite, um Platz für mein Fahrrad zu schaffen. Das wurde mit einpaar wenigen Handgriffen festgebunden und die Taschen auf den Rücksitz geworfen und schon war ich unterwegs nicht mit 5 oder 8 km/h sondern mit 100. Wieder einmal Glück gehabt. Hoffentlich gehen die Gutmenschen in Australien noch lange nicht aus. Was für großartige Leute gibt es hier. So schnell wie mein Plunder aufgeladen war, war er auch wieder abgeladen, er wollte kein Geld, "C ya, have a good ride, Mate", und weg war er. Ich winkte ihm hinterher, stand blöde und deprimiert in einer fremden Stadt, fror jämmerlich und da war es wieder das sch... Gefühl des Alleinseins. Suchte mein vorgebuchtes Motel und telefonierte erstmal mit Richard.Tut das gut , wenn man reden kann. Danke Richard für deine unendliche Geduld.

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Sonntag, 23.10.2016 11. ETAPPE Barham - Swan Hill

  11. ETAPPE: Barham (NSW) - Swan Hill (Vic)

Hatte eine schlechte Nacht. Der Sturm, das Wetter der vergangenen Tage schien mein gesamtes Vorhaben zu gefährden. Hatte das Gefühl, den Wetterkapriolen nicht standhalten zu können. Kälte, Sturm, Überflutungen und Regen demoralisierten mich so sehr, dass ich am liebsten aufgegeben hätte. Doch so einfach kommt man aus dem Stiefel nicht raus.

Heute Morgen, nach schlechter Nacht, schlug ich den Vorhang meines Motelzimmers auf und blickte nach draußen. Vor meinem Fenster ein parkendes Auto mit vereisten Scheiben. Draußen 2 Grad "Wärme" aber blauer, wolkenloser Himmel und -------- kein Wind. "BOM" - (ein Tipp von Rainer Scheurer) hatte gemeldet, 22 - 23 km/h aus SW. Moderate Verhältnisse und ich beschloss, den Grenzübertritt von NSW nach Victoria heute zu vollziehen.

Um 10.30 Uhr startete ich, mit Handschuhen und wieder 4 Hemden samt Regenjacke und langer Hose. So ausgestattet ging es ganz gut, war nach Überquerung der Murraybrücke in Victoria und fuhr nordwestwärts Richtung Swan Hill.

RIchard hatte mir eine kleine, wenig befahrene Landstraße empfohlen, auf der ich mit 23 - 26 km/h dahinjagte, um möglichst weit zu kommen, bevor der Wind wieder einsetzte. Die Straße war längst nicht so einsam wie die vergangenen. Alle 5 - 10 km kam eine Farm und ich hatte nie das Gefühl, von der Welt abgeschlossen zu sein. Zunehmend wurde die Landschaft trockener, manchmal gewann ich den Eindruck, bereits am Nullarbor zu sein, so trocken und baumlos war die Landschaft, die ich durchfuhr.

Um 14.30 Uhr erreichte ich bereits Swan Hill. Eine gute Zeit, wenn man bedenkt, dass ich etliche Trink und Fotopausen eingelegt habe. Gleich im 2. Motel konnte ich Quartier beziehen, wo ich momentan sitze und diesen Bericht fertigstelle. Nebenan gibt es einen Vietnamesen, den ich zum Nachtessen heimsuchen werde.

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Dienstag, 25.10.2016 12. ETAPPE Swan Hill to Ouyen

12. ETAPPE: Swan Hill - Ouyen

Habe gestern Abend noch lange fieberhaft an Organisation und Weiterplanung gearbeitet. Fakt ist, nach Swan Hill gibt es kaum mehr Übernachtungsmöglichkeiten. Nächste Etappe wäre Managatang gewesen - keine Unterkunftsmöglichkeit, weil ausgebucht für die nächsten Tage. Nächste ETAPPE Underbool, ausgebrannt, dort wird nur noch der Pubbetrieb aufrechterhalten. Danach käme dann Pinnaroo, dort gibt es mehrere Unterkunftsmöglichkeiten.

Das nächste Problem kommt nach Pinnaroo. Danach gibt es gar nichts mehr, bis fast nach Adelaide. An Zelten ist nicht zu denken, da die Nächte immer noch kalt und weite Flächen überflutet sind. Habe den australischen Frühling völlig unterschätzt. Überlege nun wie ich möglichst rasch nach Adelaide ans Meer komme, wo ich mir doch ausgeglichenere Temperaturen erhoffe.

Heute habe ich wieder einmal mächtig Glück gehabt. Durch wieder einen Zufall habe ich einen Australier kennengelernt, der im selben Motel untergekommen war, wie ich. Der stand zeitgleich mit mir an der Rezeption zum Bezahlen. Er wollte wissen, wohin es heute bei mir geht. Ich erzählte ihm, dass ich nach Manangatang wolle, aber dort noch keine Unterkunft hätte. Er empfahl mir nach Ouyen zu fahren, dort gäbe es unzählige Unterkünfte. Das wusste, ich, nur nach Ouyen sind es schlappe 150 km. Geben meine Beine das her? Und vor allem wenn das gutgeht bis dahin, wie geht's dann weiter? Hatte mir schon überlegt, nach Norden oder Süden auszuweichen, habe jedoch keine Lösung gefunden.

Peter, fand das total witzig, dass er den gleichen Vornamen trug wie ich, er hatte die Lösung. Er musste für seine Firma Pakete nach Lake Tyrrell ausliefern. Bis dahin könne er mich mitnehmen. Ich könnte in Sea Lake übernachten und anderntags nach Ouyen weiterfahren. Ich wusste zwar nicht wie es dannach weitergehen würde, aber ich habe hier gelernt, die Dinge auf mich zukommen zu lassen und dann nach Lösungen zu suchen. So saß ich Minuten später bei Peter im Wagen und der fuhr mit stetigen 110 km/h Stunde in Richtung Nordwesten nach Lake Tyrrell. Der Salzsee, der in der Regel im Sommer komplett austrocknet, ist bis zum Rand gefüllt. Das Wasser reicht bis an die spärliche Vegetation. Der See wird industriell genutzt zur Herstellung von Speisesalz und für die vielen australischen Salzwasser Swimmingpools.

Peter lieferte seine Pakete ab und ich bepackte mein Fahrrad mit meinen Satteltaschen. Ein kurzes "Bye, mate have a save ride" and "thanks for driving me" und weg war er, verschwunden in einer Staubwolke und da war es wieder, das sch.... Gefühl der Einsamkeit. Also rauf aufs Rad und Gas geben. Liedlein pfeifen, auch wenn es sich noch so grausig anhört, keine schweren Gedanken aufkommen lassen und Kopfkino einschalten. Es waren immerhin noch 78 km bis Ouyen auf langen geraden Straßen mit kleineren Hügeln, sogenannten "rolling hills". Unterwegs immer wieder erschreckend, wenn dann doch trotz Rückspiegel ein Auto oder Truck neben einem auftaucht und mit großer Geschwindigkeit vorbeirauscht. Die Roadtrains waren bisher das geringste aller Probleme. SIe wechseln in der Regel schon sehr lange vorher die Spur und schieben soviel Wind vor sich her, dass man als Radfahrer einen beschleunigenden Schubs erhält. Erleichterung dann wie immer, als die Stadt erreicht war. Zurück unter den Menschen.

Wurde von Phill und Kate bereits erwartet und herzlich begrüßt. Beide sind deutscher Abstammung. Ihre Großväter waren nach Australien ausgewandert und begannen hier als Farmer. Jeder Eingewanderte bekam in Victoria 200 Acres Land zugesprochen, das sind rund 800 000 qm bzw. 80 ha. Heute hat eine durchschnittliche Farm 2000 bis 3000 Acres. Das sind gigantische Flächen, die mit ebenso gigantischen Maschinen beackert werden.

WIr haben uns gleich von Beginn an so gut verstanden, dass wir uns zum gemeinsamen Abendessen im RSL-Club verabredeten. Dort tauschten wir gegenseitig unsere Lebensgeschichten aus.

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Mittwoch, 26.10.2016 Ruhetag

 

RUHETAG

Der Ruhetag war eigentlich nicht geplant. Aber die Wettersituation und der Mangel an Unterkünften auf der Strecke zwangen mich dazu. Hatte auch ein bisschen gewaltig Schiss, meinen Lastesel 150 km weit gegen den Wind durch das Outback zu treiben.

So genoss ich den freien Tag mit Phil und Kate. Wir tranken zusammen Kaffee, drehten eine kleinere Radtour durch die naheliegende Umgebung, dabei begriff Phil nun wie wenig witzig mein Helmschmuck ist, denn er erlebte seinen ersten Magpie-Angriff auf dem Fahrrad.Danach zog es die beiden relativ rasch wieder zurück zum Motel.?

Kate versuchte unermüdlich eine Mitfahrgelegenheit nach Adelaide aufzutun. Eine fast schon sicher geglaubte Möglichkeit hat sich kurzfristig zerschlagen, doch ein Kleintransportunternehmer aus Ouyen war bereit, mich bis nach Pinnaroo mitzunehmen. Bedingung war, beim Be- und Entladen mitzuhelfen. Gerne willigte ich dazu ein und freute mich auf die Tour. Am nächsten Morgen, früh um 06.00 Uhr, sollte es losgehen.

Ich war happy und wir erlebten noch einen fröhlichen Abend im Motelgarten, mit einem fantastischen Takeaway-Dinner  vom Chinesen und schwerem australischem Rotwein. Phil meinte, der Rotwein müsse sein, man wisse ja nie, was der Chinese ins Essen gemixt hat. Spät am Abend verabschiedete ich mich von den beiden, wieder mal ein schwerer Abschied.

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Mittwoch, 26.10.2016 13. ETAPPE Ouyen - Pinnaroo

13. ETAPPE Ouyen - Pinnaroo

Der Wecker rappelte früh. 05.00 Uhr das ist sehr früh. Hatte das Gefühl als hätte ich eigentlich gar nicht geschlafen. Dabei bin ich um 23.00 Uhr zu Bett und war sehr schnell weg, traum- und albtraumlos, bis dieses unangenehme Weckgeräusch mich aus dem Schlaf riss. Kaum wach pfiffen die ersten Whatsapps ein. Der Sohn wollte wissen wie es geht, was ansteht, die Tochter wünschte mir Rückenwind und besseres Wetter und ich würgte nebenbei das Continentalfrühstück hinunter: Haferflocken, Joghurt und Milch, dazu ein aufgebrühter Kaffee, bei dem ich mir täglich erneut das Maul verbrühe. Dann schnell die Taschen packen, nichts vergessen, nichts übersehen, am besten überall nochmal durchgehen und raus.

Stehe 10 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt. Typisch deutsch denke ich noch, der Aussie wird sich bestimmt um eine halbe Stunde verspäten. Richtete mich insgeheim auf 07.00 Uhr ein. Doch Punkt 06.00 Uhr war er da. Jim, 63 Jahre, die Frau Lehrerin, immer noch im Dienst, er arbeitet von 05.Uhr bis 13.00 Uhr und ist total zufrieden mit seinem Leben. Er möchte nie nach Europa, er liebt sein Land und er erfüllt seinen Job mit einer Leidenschaft die bewundernswert ist.
Er darf nie krank sein, denn niemand (außer nun mir) kennt seine Tour. Er versorgt alle Menschen, Läden, mit Zeitungen, Post und Paketen. Fährt er nicht, gibt es keinen Ersatz. Die Zeitungen bleiben aus, die Pakete können mit Hilfe von GPS ausgeliefert werden. Jim braucht kein GPS er kennt alle Shortcuts, die kein GPS-Gerät auf dem Schirm hat. Manche Zeitungen sind in Folie verpackt, die werden einfach nur an bestimmten Plätzen hinausgeworfen, Post kommt in Sammelkästen, die teilweise verschlossen sind. Ich habe es nicht einmal erlebt, dass Jim den falschen Schlüssel in der Hand hatte, teilweise ging er in Gebäude hinein, natürlich wieder mit einem seiner Schlüssel, so lieferten wir 4 Kisten Wein an eine kleine Schule in Underbool. "Teachers need the spirit", so Jim.? Etwa 10 km vor Pinnaroo verließ Jim den Highway nach rechts über eine Dirtroad erreichten wir ein völlig veraltetes Gehöft. 6 Hunde kamen uns entgegen und ich sagte noch zu Jim: "Jim be careful the dogs look hungry ". Jim lachte stieg aus, ich beobachtete die Szenerie und stiefelte dann hinterher. In einer Halle so groß wie 3 Garagen nebeneinander, aber doppelt so hoch, sah ich jemanden unter einem Mähdrescher liegen und schweißen. Jim redete mit ihm, ohne dass der seine Arbeit unterbrach. Von dem was die beiden redeten verstand ich nur Bruchteile. Irgendwann kroch der Schweißer unter seinem Vehikel hervor und drückte uns die Hand. Mann dachte ich, langsam dürftest du auch mal an Rente denken. Später klärte mich Jim auf: Der Alte ist 93 Jahre alt und ist der Einzige, der ältere Geräte reparieren kann. Wahnsinn ich hatte ihn auf 70 geschätzt. Irgendwann erreichten wir Pinnaroo. Ich war Jim so dankbar für das was ich mit ihm erleben durfte und wollte mich erkenntlich zeigen. nein er wollte kein Geld kein 2. Frühstück, zu dem ich ihn gerne eingeladen hätte. Nein er musste zurück er hatte seinen Job und er freute sich ,dass er Unterhaltung hatte. PEOPLE IN THE OUTBACK ARE REALLY SPECIAL. I love them.

Ich kam gegen 12.00 Uhr in Pinnaroo an, suchte eine Unterkunft und fand sie auch. Ansprüche darf man jetzt nicht mehr stellen. Das Quartier ist trocken, windgeschützt und das ist alles was ich suche. Habe unter dem Kopfkissen ein Tierchen entdeckt, das man da nicht unbedingt haben möchte. Aber auch das arme Tier hat ein warmes Plätzchen gesucht. Wer kann es ihm verdenken.
Habe es herzlos an die frische Luft gesetzt. 

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Donnerstag, 27.10.2016 14. ETAPPE Pinnaroo - Lameroo

14. ETAPPE Pinnaroo - Lameroo

War heute Morgen etwas gerädert. Konnte die letzte Nacht lange nicht einschlafen. Unten im Pub war noch was los. Lange noch hörte ich die Stimmen von unten herauf, bis es so ab 12.00 Uhr ruhiger wurde. Entsprechend spät erwachte ich mit einem lahmen Rücken, von der überweichen Matratze.
Hatte heute ein schmales Programm. 45 km nach Lameroo, sollte bei normalem Wind eigentlich kein Problem sein. Habe mich erneut vom blauen Himmel irritieren lassen und nur 2 Hemden und die Regenjacke angezogen. Habe mir noch im warmen Zimmer überlegt, mit kurzen Hosen zu fahren. Gott sei Dank, hab ich das nicht getan. Die lange Jeanshose war genau richtig. nach kurzer Zeit musste ich gar nochmals anhalten und ein weiteres Hemd überziehen, weil die Luft doch so kalt war.

Unterwegs ereignete sich nicht viel, ich erreichte nach knapp zweieinhalb Stunden das wunderschöne kleine Städtchen Lameroo, das wirklich ein sehenswertes Kleinod ist. Hier hatte ich schon eine Unterkunft vorgebucht. So hatte ich Zeit Einkäufe zu erledigen für den morgigen Tag, an dem über 100 km zufahren sind. Werde heute früh zu Bett gehen und morgen früher aufstehen. Hoffentlich ist der Wind morgen gnädig.

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Freitag, 28.10.2016 15. ETAPPE Lameroo - Tailem Beng

15. ETAPPE Lameroo - Tailem Bend

Bin gestern früh zu Bett, um früh wieder aus den Federn zu kommen. Hatte ziemlichen Respekt vor den 111 km nach Tailem Bend. Stand um 07.00 Uhr auf, packte meinen Kram, machte mich selbst soweit abreisefertig und drückte noch ein Continental Breakfast in mich hinein. DIese Art Frühstück bekommt man schon am Vorabend aufs Zimmer und darf sich das dann am nächsten Morgen mit Milch selbst anrichten. dazu gibts aufgebrühten Instantkaffee, ein Wasserkocher hierfür steht in jedem Zimmer. Jeden Morgen das gleiche fantasielose Frühstück. Aber die Körner machens und von denen brauch ich heute jede Menge. In weiser Voraussicht habe ich mir am Vorabend noch ein Joghurt aus dem Supermarkt geholt. So hatte ich heute ein echt leckeres Müslifrühstück.

So gegen 09.00 Uhr war ich startklar. Noch war es ziemlich kalt und fast windstill. Es war echt eine Lust dahinzufahren. Freute mich, dass ich echt flüssig unterwegs war. Auch die Temperatur wurde zunehmend angenehmer, so dass ich Stück für Stück mich von meiner "Winterbekleidung" trennen konnte. Am Ende fuhr ich mit kurzer Radlerhose und kurzärmligem Hemd. Seit Sydney zum ersten Mal wieder.

Von der Strecke selber gibt es eigentlich nichts zu berichten, mal Eukalyptusbäume mal ein Pinienhain, sonst nur gigantisch große Felder mit Weizen oder dann auch anderem Getreide, das ich nicht bestimmen kann. Zwischen Lameroo und Tailem Bend ich ist einfach nichts, aber auch gar nichts. Die wenigen Dörfer die in der Karte eingetragen sind, liegen nicht direkt am Highway sondern sind nach links oder rechts versetzt abseits vom Highway. Eines der Dörfer wollte ich besuchen, GERANIUM. Der Name hat mir so gefallen, dass ich mir die Zeit nahm den Highway zu verlassen und einmal durch dieses blitzsaubere farm village zu fahren. Es gibt ne Kirche , eine Schule, einen Laden, der geschlossen war, und ein großes Sportgelände sonst nix. VIele Häuser stehen zum Verkauf - schade, die Landflucht ist hier gravierend.

Habe mir erzählen lassen, dass viele Familien, einmal im Monat in die großen Städte fahren, um dort Großeinkäufe zu machen. Dafür nimmt man sich 2 - 3 Tage Zeit, viele reisen dann mit dem Wohnmobil 5-600 km, kaufen ein und machen sich nebenbei ein paar schöne Tage. das führt aber dazu, dass viele kleine Geschäfte in den Dörfern nicht überleben können und so macht ein Laden nach dem anderen dicht. Damit schwindet natürlich die Attraktivität solcher kleinen Gemeinden noch mehr. EIne Entwicklung, wie sie auch in wenigen Jahren bei uns einsetzen könnte - grauslig.

Im Laufe des Nachmittags dreht der Wind dann kräftig auf. Leider wieder in die falsche Richtung. Mein Flüssigkeitsvorrat nahm rapide ab. Versuchte anfangs weniger zu trinken, spürte aber wie ich anfing zu frösteln. Hatte Angst zu dehydrieren und trank die Flasche komplett leer. Da stand ich nun mitten in der Pampa ohne Wasser, mutterseelenallein, ärgerte mich dass mir sowas passiert. Legte mein Fahrrad flach, das hab ich mir erzählen lassen, das soll signalisieren, dass man in Not ist, und hielt meine Trinkflaschen hoch. Das allererste Auto das vorbei kam, hielt an, füllte mir die Flasche mit Wasser und fragte ob ich ok bin. Ich war ok, drückte mir noch ein Powergeel ein und weiter gings. Die Powergeels sind echt ihr Geld wert. Schon nach kurzer fühlt man sich putzmunter und könnte wieder Bäume ausreißen, zumindest die von der Sorte Bonsai.

Schließlich nach laaanger Fährt tauchte endlich Tailem Beng auf. Habs geschafft mal wieder und freue mich nun auf Adelaide. Zuvor kommen allerdings noch 2 Bergetappen, allerdings kürzere.

Übrigens heute habe ich die 1000 km - Marke überschritten.

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Sonntag, 30.10.2016 16. ETAPPE Taillem Bend - Hahndorf

 

16. ETAPPE Tailem Bend - Hahndorf

nach der langen ETAPPE am Vortag, zog ich es vor die nächste ETAPPE wieder zu halbieren. 75 km nach einer 100 km-ETAPPE schienen mir doch etwas viel. Wollte eigentlich bis Callington, rund 40 km und dann am nächsten Tag nochmals 40 km bis Hahndorf. So war der Plan. Konnte also unbesorgt ausschlafen und machte mich erst spät (10.00 Uhr) auf die Tour.

Anfänglich lief alles gut, schon nach 5 km kam ich an Old Tailem vorbei, quasi einem Museum. Hier waren die alten Gebäude so wie vor 150 Jahren aufgebaut. Sehr interessant, habe dort etwas zu lange verweilt.

Denn inzwischen war der Wind bereits in vollem Gange, ich kam nur noch schwer voran, aber ich hatte ja auch nicht allzu viel vor. So fuhr ich vor mich hin und brauchte geschlagene 3 Stunden für knapp 30 km. Als ich die Kleinstadt Murray Bridge erreichte, hatte ich so die Schnauze voll von den immer wieder kehrenden Windböen, dass ich mich entschloss, hier auszusteigen und ein Quartier zu suchen. Fand glücklicherweise noch ein winziges Zimmer in einem Motel, was für einen Samstag schon ein Glücksfall ist. Freitag und Samstag sind die meisten Motels ausgebucht. Lag dann später in meinem Zimmer und war fürchterlich demoralisiert wegen der schwachen Leistung die ich zu Wege gebracht habe. War noch am Tage vorher recht stolz auf mich. Aber 30 km was ist das denn? Ich war müde leer kraftlos und frustriert. Gedanken kamen auf: Bin ich vielleicht doch schon zu alt für solche Herausforderungen? Wie lange macht mein Körper das mit? Wie lange halten die Gelenke? Ich versuchte alle diese Gedanken zu verdrängen, ging früh zu Bett und wollte sehr früh aufstehen, um möglichst früh wieder weiterfahren zu können, in die deutsche Kolonie HAHNDORF.

Der Wecker rappelte um 05.30. Quälte mich mühsam aus den Federn - eigentlich überhaupt nicht meine Zeit, duschen Zähne putzen, Taschen packen, nichts vergessen und los.

Bereits um 07.00 Uhr war ich startklar und unterwegs. Die Beine schwer, kam nur mühsam auf Touren. Spürte schon nach kurzer Zeit wie der Wind auffrischte und mir zunehmend wieder entgegen blies. DIe Straßen wieder kerzengerade, wenn man nach vorne schaute, dann hatte ich oft den Eindruck, die Straße verschwindet im Himmel, so hügelig und bergig wurde das Terrain. Obwohl der Standstreifen des Highways an die 2 m breit war, beutelte mich der Wind hin und her und ich hatte immer die Sorge, dem vorbeirollenden Verkehr zu nahe zu kommen. Nach 3,5 Stunden stand ich vor den Toren von Hahndorf. Suchte das Zentrum, das gar nicht so einfach zu finden ist. Kaum erreichte ich die Mainstreet, als auch schon ein heftiger Platzregen hernieder ging. Ich fand Unterschlupf unter einem Blechdach. meine Unterkunft stand erst ab 14.00 Uhr zur Verfügung, so musste ich 2 Stunden unter dem Blechdach ausharren, bis der Regen langsam nachließ und ich mich aufmachen konnte die Stadt zu erkunden. Sehr schnell merkte ich, dass die Stadt zwar eine deutsche Geschichte hat, aber heute fest in asiatischer Hand ist. Einigermaßen trocken erreichte ich meine Unterkunft.

So lange ich in Bewegung war, ging alles gut, erst als ich mich hundemüde auf das Bett legte, ging es los. Ich hatte Krämpfe so gut wie überall. Linker Oberschenkel, linke Wade, rechtes Schienbein und in beiden Händen. Der ganze Kerle ein Krampf.

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Montag, 31.10.2016 2. RUHETAG

RUHETAG

Hatte eine grausige Nacht, ständig Krämpfe in den Beinen, alles Dehnen half nur kurzfristig. ALs ich dann frühmorgens die Vorhänge öffnete, war es klar: Heute gibts wieder einen absoluten Ruhetag. Draußen war der Himmel grau bis schwarz und es regnete ordentlich.

Ließ alles langsam angehen, suchte nach einem netten warmen Cafe zum Frühstücken und wurde auch tatsächlich fündig. Im Café befand sich ein Holzofen, der auch wirklich angefeuert war und Wärme abgab und auch sonst war die Lokalität ansprechend, rustikal eingerichtet.

Wieder mal Müsli, diesmal mit eingekochten Birnen und mit Zimt und Joghurt verfeinert - schmeckte richtig klasse. Ich genoss die Wärme im Café, das Wetter draußen, war einfach nur mit "grauslig" zu beschreiben. Der Himmel grau verhangen, mit bindfädenartigen Regenschauern, kaum jemand auf der Straße, Stimmung wie am Volkstrauertag oder Totensonntag.

Solche Tage bräuchte ich eigentlich nicht. Ich riss mich zusammen, ging hinaus, als der Regen etwas nachgelassen hatte und besah mir die Stadt. Viele Läden sind bereits weihnachtlich dekoriert, In einem fand ich gar Räuchermännchen, wie ich sie aus dem Erzgebirge kenne. Kerstin und Steffen hätten ihre Freude daran gehabt. Habe mir sogar ein Museum angetan und mich in die Siedlungsgeschichte von Hahndorf eingearbeitet.

Für morgen ist besseres Wetter angesagt und ich hoffe sehr, morgen endlich nach Adelaide zu gelangen und einen alten Albstädter, der wohl schon 30 Jahre dort lebt, zu treffen. Sollten die Wetterprognosen (Besserung) nicht zutreffen, fahr ich trotzdem. Mir reicht die Kälte, will endlich ans Meer. Meine Krampfanfälle haben sich gemindert, Richard hat mir entsprechende Medikation vermittelt. Was tät ich nur ohne ihn - Danke Richard, einmal mehr.

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Montag, 31.10.2016 Ergänzung zum 2. Ruhetag

Liebe Freunde überall auf der Welt,

herzlichen Dank für eure vielen Einträge. Habe jeden einzelnen gelesen. Sie bedeuten mir sehr viel, denn sie sind der einzige Kontakt, den ich derzeit habe. Natürlich begegne ich täglich Menschen. DIe kommen und gehen, eure Nachrichten die bleiben mir erhalten. Freue mich riesig ,dass so viele den Blog verfolgen. Insgesamt weist die Statistik 2180 Aufrufe aus, bei über 80 Kommentaren. ich bedanke mich dafür nochmals ganz herzlich und bitte euch nicht nachzulassen.

Zur Belohnung nochmals einige Bilder von der deutschen Siedlung Hahndorf:

 

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